Chefarzt-Prozess: Angeklagter bestreitet Vorwürfe erneut

Als leitender Arzt soll er eine Klinik-Mitarbeiterin vergewaltigt
haben. Am dritten Tag des Prozesses gegen ihn schildert der
46-Jährige seine Sicht der Dinge.

Bamberg (dpa/lby) - Ein in Bamberg wegen Vergewaltigung angeklagter
Ex-Chefarzt hat die Vorwürfe gegen ihn erneut zurückgewiesen. Am
dritten Prozesstag am Mittwoch wurde der 46-Jährige vor dem
Landgericht Bamberg ausführlich befragt. Genau wie beim
Prozessauftakt in der Vorwoche, als er eine Erklärung verlesen hat
lassen, bestritt er, eine Klinik-Mitarbeiterin zu einer sexuellen
Handlung gezwungen zu haben.

Die Staatsanwaltschaft wertet die Vorwürfe nach dem verschärften
Sexualstrafrecht als Vergewaltigung. Unter dem Vorwand, er müsse sie
wegen einer Abrechnung sprechen, habe er die Frau in die Küche einer
Ambulanz gelockt und dort zum Oralsex gezwungen. Auch soll er sie
gegen ihren Willen geküsst haben.

Der Angeklagte schilderte nun, dass die Initiative zu einer Affäre
mit der Mitarbeiterin von ihr ausgegangen sei - sie habe ihm ein
freizügiges Foto geschickt. Insgesamt sei es viermal zu sexuellen
Kontakten gekommen. Beim fraglichen Zusammentreffen der beiden in
einer vom Klinikum Bamberg betreuten Ambulanz in Neustadt an der
Aisch seien sie beide in der Teeküche verschwunden - alles sei
freiwillig geschehen. Als die 38-Jährige ihm gesagt habe, sie habe
nun einen Freund, sei er zwar enttäuscht gewesen. Er habe sie jedoch
zu nichts gezwungen. Auch ein Kuss sei freiwillig gewesen. Ein Urteil
wird im Dezember erwartet.

Der Fall steht im Fokus, weil der Mann nach dem verschärften
Sexualstrafrecht angeklagt ist, das dem Prinzip «Nein ist Nein»
folgt. Zudem ist es binnen kurzer Zeit der zweite Bamberger
Ex-Chefarzt, der vor Gericht steht. Vor rund einem Jahr war ein
ehemals leitender Mediziner wegen schwerer Vergewaltigung und
weiterer Vergehen verurteilt worden. Sowohl Staatsanwaltschaft als
auch Verteidigung waren in Revision gegangen, eine Entscheidung dazu
steht noch aus.