TK-Studie: Guter Schlaf, gute Arbeit - und umgekehrt Von Ruppert Mayr, dpa

Schlaf gehört zu den Themen des Gesundheitsmanagements in den
Betrieben, die derzeit bei den Kassen am meisten nachgefragt werden.
Das hängt offensichtlich mit einer geänderten Arbeitswelt zusammen.

Berlin (dpa) - Unregelmäßige Arbeitszeiten oder Schichtdienst lassen
viele Berufstätige schlecht schlafen. 40 Prozent der sogenannten
Flex-Beschäftigten klagen über schlechte Schlafqualität. Das geht aus

der Studie «Schlaf gut, Deutschland» hervor, die die Techniker
Krankenkasse (TK) am Mittwoch in Berlin vorstellte. Ihr Anteil an der
Gruppe der Schlecht-Schläfer sei überdurchschnittlich hoch. Die
Hälfte von ihnen schlafe höchstens fünf Stunden.

Insgesamt findet ein Drittel der Deutschen nicht richtig in den
Schlaf oder schläft nicht tief genug. Ein knappes Viertel (24
Prozent) kommt nicht auf das von Gesundheitsexperten empfohlene
Minimum von sechs Stunden, so die Studie. Wer aber nicht ausreichend
schlafe, gefährde nicht nur die eigene Gesundheit. Auch Unfallrisiko
und Fehlerquote im Job stiegen, so die Herausgeber der Studie. Nach
einer Studie der DAK-Gesundheit vom März diesen Jahres sind seit 2010
die Schlafstörungen bei Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren um 66
Prozent angestiegen.

Laut neuer TK-Studie liegt der Anteil der Flex-Beschäftigten in
Deutschland mittlerweile bei 30 Prozent. Und der Bedarf steige mit
dem Anspruch der Verbraucher, rund um die Uhr alles erledigen zu
können. Digitalisierung und internationale Märkte förderten
Produktion, Handel und Logistik, veränderten auch die Arbeitswelt und
die Anforderungen an die Beschäftigten. «Was sich allerdings nicht
ändert, ist die innere Uhr des Menschen und sein Schlafbedürfnis»,
sagte der Vorstandsvorsitzende der TK, Jens Baas. Die Herausforderung
sei, ein gesundes Verhältnis zu finden zwischen den Bedürfnissen der
Beschäftigten und den betrieblichen Erfordernissen.

Der Mensch muss sich erholen, um kreativ und leistungsfähig zu sein.
«Im Schlaf sortiert das Gehirn seinen Zwischenspeicher. Dafür muss
das System herunterfahren, das ist im laufenden mentalen Betrieb
nicht möglich», erläuterte Baas. «Gerade in einer Wissensgesellscha
ft
wie der unseren ist erholsamer Schlaf nicht nur physiologisch,
sondern auch gesellschaftlich wichtig. Deshalb sollten wir unser
Schlafverhalten optimieren, nicht rationalisieren.»

Untersuchungen zeigen laut TK, dass Beschäftigte bei gleicher
Tätigkeit zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich beansprucht werden.
Die Frühschicht liegt demnach bei 100 Prozent Energieeinsatz, die
Spätschicht bei 113 und die Nachtschicht bei 156 Prozent. «Wer also
möchte, dass Beschäftigte trotzdem gesund bleiben, muss sich um eine
wirksames betriebliches Gesundheitsmanagement kümmern», heißt es bei

der TK.

«Schlechtschläfer» sind laut TK-Studie deutlich häufiger von
gesundheitlichen Beschwerden betroffen. 54 Prozent litten unter
Muskelverspannungen und Rückenschmerzen, bei den «Gutschläfern» sei
en
es nur 35 Prozent. Wer schlecht schlafe, fühle sich mehr als doppelt
so häufig erschöpft (44 zu 21 Prozent), gereizt (33 zu neun Prozent)
und niedergeschlagen (21 zu sechs Prozent).

Vieles sei nicht oder nur schwer beeinflussbar, wie Straßenlärm oder
das Schnarchen des Partners. Die Studie zeige aber auch, dass man
schon mit kleinen Lebensstilveränderungen viel erreichen könne, hieß

es. So beklagten 41 Prozent die Zimmertemperatur, 23 Prozent
konsumierten vor dem Schlafen schwere Mahlzeiten und 15 Prozent
koffeinhaltige Getränke. Bei sieben Prozent der Erwachsenen liege das
Smartphone auf dem Nachttisch oder unter dem Kopfkissen. Besonders
hoch sei der Anteil bei den Unter-30-Jährigen. Hier störe das Handy
bei jedem Fünften den Schlaf.