Uruguay produziert medizinisches Cannabis ab Mitte 2018

Montevideo (dpa) - Uruguay will ab Mitte 2018 in die Produktion von
medizinischem Cannabis einsteigen. Die Firma Fotmer Corporation SA
wolle jährlich bis zu zehn Tonnen medizinisches Marihuana für den
nationalen Markt und Export liefern, berichtete die Tageszeitung «La
Diaria» am Dienstag.

Im Dezember 2013 hatte Uruguay als erstes Land weltweit Konsum,
Produktion und Erwerb von Cannabis legalisiert. Konsumenten können
sich als Eigenanbauer mit bis zu sechs Pflanzen registrieren,
Mitglied eines Cannabis-Clubs werden oder bis zu 40 Gramm Marihuana
pro Monat in Apotheken kaufen. Die staatliche Regulierungsbehörde
IRCCA (Instituto de Regulación y Control del Cannabis) hat die erste
Lizenz für medizinisches Cannabis an Fotmer für drei Jahre vergeben.

Deutschland kommt als Abnehmer nicht in Frage, erklärte der
Bundestagsabgeordnete und CDU-Gesundheitsexperte Erwin Rüddel der
Deutschen Presse-Agentur. «Uruguay unterhält zwar eine sogenannte
Cannabisagentur, verstößt aber gegen das UN-Einheits-Übereinkommen
über Suchtstoffe (1961), weil es den Konsum von Cannabis zu
Genusszwecken legalisiert hat», erklärte Rüddel, der sich 2015 mit
einer Bundestagsdelegation in Uruguay über die Cannabis-Regelung
informiert hatte.

Stattdessen importiert Deutschland medizinisches Cannabis aus Kanada
und den Niederlanden. In dem Nachbarland wird der Konsum und Verkauf
der Droge zu Genusszwecken in sogenannten Coffee Shops seit 1976
geduldet.

Der Verweis der Bundesregierung auf das Suchtstoff-Abkommen hält der
ehemalige drogenpolitische Sprecher der Linksfraktion
im Bundestag Frank Tempel daher für falsch. Durch die Duldung umgeh
e
der Staat das Abkommen. «Eine saubere rechtliche Regelung wie in
Uruguay ist aus rechtsstaatlicher Sicht in jedem Fall vorzuziehen»,
erklärte Tempel, der sich ebenfalls mit der uruguayischen Initiative
vor Ort befasst hatte.