Patientenschützer: Jamaika muss Transplantationssystem reformieren

Berlin (dpa) - Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat von einer
neuen Bundesregierung eine möglichst schnelle Reform des
Transplantationssystems gefordert. Stiftungsvorstand Eugen Brysch
sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Die Zahl der Organspenden hat
einen neuen Tiefstand erreicht. Immer mehr schwerst kranke Menschen
haben keine Überlebenschance, da es nicht genug lebensrettende
Spenderorgane gibt. Eine Ursache dafür ist die verantwortungslose
Zurückhaltung der Politik in dieser wichtigen Frage über Leben und
Tod.» An diesem Dienstag befassen die Jamaika-Unterhändler von CDU,
CSU, FDP und Grünen erneut mit dem Thema Gesundheit.

An die 10 000 Menschen stünden auf der Warteliste, sagte Brysch
weiter. Die Bereitschaft der Bevölkerung zur Organspende müsse wieder
gefördert werden. «Für die Öffentlichkeit und die Patienten ist das

ganze System weiter undurchsichtig. Die neue Bundesregierung muss
endlich für Klarheit sorgen. Das Transplantationssystem gehört in
staatliche Hände», so Brysch. Der Gesetzgeber müsse zudem die
Verteilungskriterien selbst konkret und verbindlich festlegen und für
Gerechtigkeit sorgen. «Nur so kann verlorenes Vertrauen bei der
Bevölkerung zurückgewonnen werden.» Im übrigen gehe es nicht um meh
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Ausgaben im Bundeshaushalt oder bei den Krankenkassen.

Die Organspenden in Deutschland sind auf den niedrigsten Stand seit
20 Jahren gesunken. Im laufenden Jahr 2017 erwartet die Deutsche
Stiftung Organtransplantation (DSO) rund 1500 Organe weniger als
2010. Die Spendenbereitschaft ging vor allem wegen Unregelmäßigkeiten
bei der Organvergabe in den vergangenen Jahren deutlich zurück.