Riskante Keime: Claudia Michelsen glänzt im TV-Drama «Götter in Wei ß» Von Klaus Braeuer, dpa

Multiresistente Keime sind ein hässliches Thema - auch für die
«Götter in Weiß». In deutschen Krankenhäusern infizieren sich jed
es
Jahr tausende Patienten damit. Claudia Michelsen spielt eine Ärztin,
die das nicht hinnehmen will.

Berlin (dpa) - «Götter in Weiß» behandelt ein ebenso aktuelles wie

spannendes Thema. In dem TV-Drama geht es um gefährliche Bakterien in
vermeintlich klinisch reinen Krankenhäusern. Es ist an diesem
Mittwoch (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen.

Dr. Anna Hellberg (Claudia Michelsen) ist Chirurgin an einer Klinik,
irgendwo in Mecklenburg, ihr Mann Gunnar (Jan Messutat) arbeitet dort
ebenfalls als Arzt. Anna operiert die zehnjährige Leah (Hedda
Erlebach) nach einem Verkehrsunfall, alles läuft zunächst ohne
Komplikationen. Doch dann reagiert das Mädchen allergisch auf ein
Antibiotikum, das Anna ihr gar nicht gegeben hatte. Sie überlebt nur
knapp.

Anna stößt zunehmend auf allerlei Ungereimtheiten und Hygienemängel
im Betrieb des Krankenhauses. Während ihr ehrgeiziger Gatte am
liebsten jeder unangenehmen Wahrheit aus dem Wege gehen möchte,
scheint die OP-Schwester Franziska (Anneke Kim Sarnau) auf Annas
Seite zu stehen.

Regisseur Elmar Fischer (49, «Unterm Radar», Das Erste) hat seinen
spannenden Film nach einem Buch von Andrea Frischholz und Jörg
Tensing gedreht und setzt dabei auf eher leise Töne, überzeugt aber
gerade dadurch umso mehr. Es geht um bedrohliche Keime in einem
Krankenhaus und deren katastrophale Folgen, und um den schwierigen
Spagat zwischen persönlicher Verantwortung für die Patienten und dem
finanziellen Erfolg einer Klinik. Im Mittelpunkt steht die
geradlinige Ärztin, die alles andere ist als eine «Göttin in Weiß
»,
und die mutig in Kauf nimmt, ihren Job und sogar ihre Familie zu
verlieren.

Claudia Michelsen (48, «Ku'damm 56», «Der gleiche Himmel», beide ZD
F)
spielt diese kühl wirkende Frau, die erst allmählich klar sieht und
zunehmend emotional wird, mit eindeutiger Haltung. «Zu dieser Figur
kann ich vielleicht sagen, dass wir hier eine nicht im klassischen
Sinne laute Heldin haben, sondern eine sehr leise und unprätentiöse
Frau, die trotzdem aufrichtig ihren Weg geht», sagte Michelsen im
Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Sie hat nicht bemerkt, in
was für einem Lügenkonstrukt sie sich bewegt. Vielleicht spielte auch
Verdrängen eine Rolle.»

Die Geschichte ist nah an der Realität: Zigtausende Menschen in
Deutschland werden jedes Jahr durch multiresistente Keime im
Krankenhaus noch kranker oder sterben sogar daran. Die Deutsche
Krankenhausgesellschaft (DKG) geht von 2000 bis 4500 Todesfällen
jährlich aus, das Nationale Referenzzentrum (NRZ) an der Berliner
Charité von bis zu 6000, die Deutsche Gesellschaft für
Krankenhaushygiene (DGKH) rechnet sogar mit bis zu 30 000 - die
Dunkelziffer ist in jedem Fall bedenklich hoch.