Studie: Lebensmittel-Steuern könnten starkes Übergewicht stoppen

Starkes Übergewicht und damit verbundene Krankheiten sind ein
wachsendes Problem in Deutschland. Jetzt sagt ein Ökonom: Veränderte
Mehrwertsteuersätze auf Lebensmittel könnten Abhilfe schaffen.

Berlin (dpa) - Eine unterschiedlich hohe Besteuerung von gesunden und
ungesunden Lebensmitteln könnte die Zunahme von starkem Übergewicht
in Deutschland stoppen helfen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie
des Hamburger Ökonomen Tobias Effertz, die unter anderem der
Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG) und der Deutschen Diabetes
Gesellschaft (DDG) in Auftrag gegeben wurde.

Eine Staffelung der Mehrwertsteuer, die sich an der sogenannten
Lebensmittelampel orientiert, wäre demnach am wirkungsvollsten.
Gesunde Produkte wie Obst und Gemüse sollten mit null Prozent,
Lebensmittel wie Nudeln, Milch oder Fleisch weiter mit sieben Prozent
und besonders zuckerhaltige oder fettige Produkte mit mindestens 19
Prozent besteuert werden. Dies würde den Herleitungen der Forscher
zufolge dazu führen, dass der Anteil stark übergewichtiger Menschen
um zehn Prozent sinkt, statt weiter zu steigen.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) ist inzwischen jeder
vierte bis fünfte Deutsche stark übergewichtig. Eine besonders starke
Zunahme bei der Zahl der Fettleibigen gab es unter jungen Menschen
zwischen 18 und 29 Jahren. Starkes Übergewicht erhöht das Risiko für

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs.

Kritisch reagierten Branchenverbände auf die Ergebnisse der Studie.
Die entworfene Staffelung der Mehrwertsteuer sei eine «reine
Bevormundung» der Verbraucher und zweifle die Entscheidungskompetenz
der Kunden an, erklärte Christoph Minhoff, Geschäftsführer des Bundes

für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) sowie der
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Die
Zutaten und Nährwerte seien auf allen verpackten Lebensmitteln
deutlich ausgewiesen, so dass jeder die Produkte miteinander
vergleichen könne.

Die Idee einer stärkeren Regulierung der Lebensmittelpreise ist nicht
neu. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Verbraucherorganisation
Foodwatch eine Zucker-Abgabe für Getränkehersteller gefordert. Die
Idee stieß politisch auf ein geteiltes Echo. Während das
Bundesernährungsministerium ablehnend reagierte, begrüßten
Gesundheitspolitiker aus den Reihen der Regierungskoalition den
Vorschlag.

Im Ausland ist man bereits weiter: Frankreich erhebt seit 2012 eine
Steuer auf gesüßte Getränke. In Großbritannien müssen
Getränkehersteller ab April 2018 eine Zucker-Abgabe zahlen.