Apotheker soll Krebsmedikamente gepanscht haben - Prozessbeginn

Bottrop/Essen (dpa) - Knapp 62 000 Mal soll ein Apotheker
Krebsmedikamente gepanscht und so allein die gesetzlichen
Krankenkassen um 56 Millionen Euro betrogen haben. Die Leidtragenden:
Mehr als 1000 Krebspatienten, die der Anklage zufolge Medikamente mit
viel zu wenig oder gar keinem Wirkstoff erhielten. Nun beginnt am
Montag der Prozess gegen den 47 Jahre alter Apotheker aus Bottrop.
Betroffen sind Patienten von 37 Ärzten, Praxen und Kliniken in sechs
Bundesländern, die meisten in Nordrhein-Westfalen. Lieferungen gingen
aber auch an jeweils eine Klinik oder Praxis in Rheinland-Pfalz, dem
Saarland, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen.

Die Ermittler werfen dem zuvor hoch angesehenen 47-Jährigen vor, seit
2012 in insgesamt 61 980 Fällen gegen Rezepturen und sonstige
Vorschriften verstoßen zu haben. Mit den Krankenkassen soll er trotz
geringerer Dosierung die verschriebenen Mengen abgerechnet haben.
Allein den gesetzlichen Krankenkassen soll dabei ein Schaden von rund
56 Millionen Euro entstanden sein. Nach Recherchen des ARD-Magazins
Panorama und des Recherchezentrums «Correctiv» soll der Apotheker
seit 2005 insgesamt mehr als 7300 Menschen mit Wirkstoffen beliefert
haben, für die die Stadt Bottrop eine Unterdosierung in den
Infusionen annimmt. Der Angeklagte hat sich bisher nicht zu den
Vorwürfen geäußert.