Immer mehr Kinder mit Diabetes: Lässt sich das verhindern?

Schon Kinder können an Diabetes erkranken, wenn ihr Körper kein
Insulin mehr produziert. Einfach so Süßes naschen? Geht nicht. Denn
fürs Essen gibt es strikte Regeln. Forscher erproben nun eine
Methode, mit der sie die Krankheit verhindern wollen.

München (dpa) - Die Volkskrankheit Diabetes wird immer häufiger auch
bei jungen Menschen diagnostiziert. Das gilt laut Experten vor allem
für die Autoimmunkrankheit Typ-1-Diabetes, bei der der Körper nur
noch wenig oder gar kein Insulin mehr produziert. Die Rate der
Neuerkrankungen steige seit einigen Jahren deutlich an, um jährlich
drei bis fünf Prozent, wie das Institut für Diabetesforschung am
Helmholtz-Zentrum München anlässlich des Weltdiabetestages am
Dienstag (14. November) mitteilt.

Bundesweit sind demnach zwischen 21 000 und 24 000 Kinder und
Jugendliche erkrankt. Damit ist Typ-1-Diabetes die häufigste
Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Die Ursachen für
die Zunahme ist noch nicht genau bekannt. Es können etwa
Umweltfaktoren sein oder die Säuglingsernährung.

Münchener Forscher bieten im Rahmen der sogenannten «Freder1k-Studie»

eine Früherkennungsuntersuchung für Säuglinge bis zu einem Alter von

vier Monaten an. Babys, bei denen ein erhöhtes Risiko festgestellt
wird, erhalten regelmäßig Insulinpulver. «Dadurch haben wir erstmals

die Möglichkeit, das Immunsystem frühzeitig so zu trainieren, dass
die fehlgesteuerte Immunreaktion vermieden werden kann», erklärt
Studienleiterin Anette-Gabriele Ziegler, die das Institut für
Diabetesforschung leitet. Langfristig hoffen die Forscher so
Erkrankungen zu verhindern.

Früherkennung und Prävention könnten in Zukunft womöglich den
gleichen Stellenwert besitzen wie das Konzept der Schutzimpfungen
gegen schwere Infektionskrankheiten, sagte Martin Lang, Vorsitzender
des bayerischen Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte.

Bei Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem die insulinproduzierenden
Zellen in der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie. Gefährlich ist,

dass die Krankheit jahrelang unerkannt bleibt und sich oft
schlagartig mit Symptomen äußert, die lebensbedrohlich sein können.
Patienten müssen sich dann lebenslang Insulin zuführen. Bei
Typ-2-Diabetes ist es anders: Hier ist der Körper gegen Insulin
resistent, das Hormon kann deshalb nicht mehr wirken. Ursache ist
laut Wissenschaftlern vor allem Übergewicht oder mangelnde Bewegung.