OECD: Deutschland hat mit die höchsten Gesundheitsausgaben weltweit Von Ruppert Mayr, dpa

Die Erkenntnisse aus der OECD-Studie zur Gesundheitsversorgung in
Deutschland sind nicht ganz neu. Interessant ist aber, dass es in
anderen reichen Ländern nicht viel anders läuft.

Berlin (dpa) - Deutschland hat weltweit mit die höchsten
Gesundheitsausgaben. Mehr als Deutschland mit 11,3 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes (BIP) geben etwa die Schweiz (12,4 Prozent)
und die USA (17,2 Prozent) aus, wie die Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Freitag in
Berlin zu ihrem Ländervergleich 2017 mitteilte. Der OECD-Durchschnitt
liegt bei 9,0 Prozent vom BIP. Die Ausgaben allein der gesetzlichen
Krankenversicherung in Deutschland belaufen sich derzeit auf fast 230
Milliarden Euro. Die Türkei liegt bei den Gesundheitsausgaben im
OECD-Vergleich mit 4,3 Prozent vom BIP am unteren Ende der Skala.

Allerdings müssen demnach die Schweizer oder die Amerikaner für ihre
Gesundheitsversorgung wesentlich tiefer in die eigene Tasche greifen
als die Deutschen. Und auch der Service sei in Deutschland besser als
in den meisten anderen Ländern. So hätten Patienten relativ geringe
Wartezeiten. Und auch die Wahlmöglichkeiten, etwa des Arztes, seien
viel ausgeprägter als anderswo, so die OECD-Studie.

Man kann aber auch noch einiges verbessern. So weist der Bericht
darauf hin, dass Deutschland mit rund 2000 Häusern eine relativ hohe
Krankenhaus- und Bettendichte habe. Es gebe eine überdurchschnittlich
hohe Überlebenschance bei Darmkrebs. Zugleich stellt der Report aber
auch heraus, dass mehr Eingriffe im Krankenhaus ambulant erledigt
werden könnten. Ebenso sollten nicht notwendige Eingriffe reduziert
werden. Zudem wird ein hoher Verbrauch von Arzneimitteln kritisiert.

Das gute Angebot bei der Gesundheitsversorgung führe auch dazu, dass
sie ausgiebig genutzt werde, heißt es in dem Report. Allerdings gebe
es große regionale Unterschiede, die teils auf eine Überversorgung
hinweisen könnten. Das stimmt mit mehreren deutschen Untersuchungen
überein, die feststellen, dass besonders in Ballungsräumen, wo ein
großes Angebot besteht, dieses auch intensiv genutzt wird - während
vor allem in ländlichen Räumen das dort geringere Angebot
zurückhaltender genutzt wird.

In den OECD-Ländern ist die Lebenserwartung in den vergangenen rund
50 Jahren um zehn auf 80,6 Jahre gestiegen. Deutschland liegt hier im
guten Mittelfeld. Lettland steht dem Report zufolge mit einer
Lebenserwartung von 74,6 Jahren am Ende der Skala, Japan mit 83,9
Jahren an der Spitze.

Von den Gesundheitsrisiken - Rauchen, Trinken, zu viel Essen - sind
die Deutschen besonders betroffen. In den meisten OECD-Ländern ist
das Rauchen seit 2000 zum Teil deutlich zurückgegangen. Allerdings
hängen im OECD-Schnitt immer noch 18,4 Prozent der Erwachsenen
(gerechnet ab 15 Jahren) täglich am Glimmstängel. In Mexiko rauchen
nur 7,6 Prozent der Bevölkerung, in Griechenland 27,3 Prozent.
Deutschland liegt trotz intensiver Bemühungen der Bundesregierung mit
20,9 Prozent Rauchern immer noch über dem Durchschnitt.

Die Deutschen trinken im Jahr in welcher Form auch immer 11 Liter
reinen Alkohol. Der Länderdurchschnitt liegt bei 9. Die Türken
trinken nur 1,4 Liter, die Belgier 12,6. Und die Japaner sind am
schlanksten: nur 3,7 Prozent der dortigen Bevölkerung ist fettleibig
(Body-Mass-Index >30). In den USA am anderen Ende der Skala sind es
fast 40 Prozent (38,2). Die OECD-Mitte liegt bei 19,4 und Deutschland
bei 23,6 Prozent.