Ex-Chefarzt wegen Vergewaltigung an Mitarbeiterin angeklagt

Bamberg (dpa/lby) - Ein früherer Chefarzt aus Bamberg muss sich vor
Gericht verantworten, weil er eine Mitarbeiterin am Arbeitsplatz dazu
gezwungen haben soll, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen. Die
Staatsanwaltschaft wertet das als Vergewaltigung.

Wie die Anklagebehörde am Mittwoch zum Prozessauftakt erläuterte,
soll der 46-Jährige die Frau in einer Ambulanz in Neustadt an der
Aisch, die vom Klinikum Bamberg betreut wird, unter einem Vorwand in
die Küche gelockt haben. Dort soll er sie zu sexuellen Handlungen
gedrängt und auch gegen ihren Willen geküsst haben. Zwischen dem
Angeklagten und dem mutmaßlichen Opfer sei es zuvor zu
einvernehmlichen sexuellen Handlungen gekommen. Zum Tatzeitpunkt soll
die Frau einen neuerlichen sexuellen Kontakt aber abgelehnt haben.

Der Fall steht besonders im Fokus, weil der Mediziner nach dem im
Vorjahr verschärften Sexualstrafrecht angeklagt ist: Demnach macht
sich nicht nur strafbar, wer Sex mit Gewalt oder Gewaltandrohung
erzwingt. Es reicht vielmehr aus, wenn sich der Täter über den
«erkennbaren Willen» des Opfers hinwegsetzt.

Und: In Bamberg ist es binnen weniger Jahre bereits der zweite
frühere Chefarzt, der vor Gericht steht. Vor rund einem Jahr war ein
ehemals leitender Mediziner wegen schwerer Vergewaltigung und
weiterer Vergehen verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen
an, dass der Arzt zwölf Frauen betäubt und damit willenlos gemacht
hatte.