Ein Jahr nach dem ersten Nachweis: Vogelgrippe-Gefahr nicht gebannt

Mit dem kühleren und feuchteren Wetter bessern sich die
Lebensbedingungen für den Vogelgrippe-Erreger H5N8. Zugvögel machen
sich auf den Weg. Deshalb haben Experten am Mittwoch die
Risikobewertung angezogen.

Greifswald (dpa) - Die Gefahr eines erneuten Ausbruchs der
Vogelgrippe ist noch nicht gebannt. Ein Jahr nach dem ersten Nachweis
des hochgefährlichen Erregers H5N8 bei toten Wasservögeln am Plöner

See in Schleswig-Holstein werden in Europa noch immer infizierte
Wildvögel gefunden und Nutzgeflügelbestände infiziert - ein Hinweis,

dass der Erreger nach wie vor in der Umwelt vorkommt. So verendete
nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) erst Ende Oktober
eine Stockente in Niedersachsen an der Vogelgrippe. Bei Nutztieren in
Deutschland war das Virus im Mai das letzte Mal nachgewiesen worden.

Das Friedrich-Loeffler-Institut aktualisierte am Mittwoch seine
Risikobewertung und setzte das Einschleppungsrisiko durch Wildvögel
von gering-mäßig auf wahrscheinlich hoch. Der nahende Winter
begünstige die Verbreitung des Erregers. Bei sinkenden Temperaturen
und mehr Feuchtigkeit blieben die Influenzaviren in der Umwelt länger
stabil als bei Trockenheit und starker UV-Einstrahlung, sagte
FLI-Sprecherin Elke Reinking. Zudem kämen durch den Vogelzug wieder
mehr Wildvögel an den Rastplätzen eng zusammen, was ebenfalls eine
etwaige Virusübertragung begünstigen könnte.

Vor einem Jahr - Anfang November -  tauchte der zuvor in Asien und
Russland grassierende Erreger in Deutschland auf. Zuerst wurden etwa
100 verendete Wasservögel am Plöner See in Schleswig-Holstein
gefunden. Wenige Tage später wurden erste Funde in
Mecklenburg-Vorpommern und am Bodensee gemeldet. Mit 92 Ausbrüchen in
Geflügelhaltungen und Zoos im Jahr 2016/2017 handelte es sich um
die größte jemals dokumentierte Serie von Geflügelpest in
Deutschland. Europaweit waren 29 Staaten betroffen.

Nach einem Abklingen in den warmen Sommermonaten spitzt sich in
anderen europäischen Staaten die Situation bereits wieder zu. So
wurden laut aktuellem «Radar Bulletin», in dem Experten das
internationale Tierseuchengeschehen bewerten, in Italien im September
6 und im Oktober 15 neue Ausbrüche von H5N8 in kleinen privaten wie
auch großen kommerziellen Nutzgeflügelbetrieben registriert. Auch in
Bulgarien und Russland gab es Ausbrüche. Infizierte Wildvögel wurden
in den beiden vergangenen Wochen in Italien, der Schweiz, Zypern und
Deutschland gemeldet.

Das Friedrich-Loeffler-Institut rät Geflügelhaltern, Kontakt zwischen
Wildvögeln und Geflügel möglichst zu vermeiden, die
Biosicherheitsmaßnahmen und Hygieneregeln zu beachten und auf 
Krankheitssymptome zu achten.