WHO sieht viel zu sorglosen Umgang mit Antibiotika in der Tiermast

Genf (dpa) - In vielen Ländern werden nach Einschätzung der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer noch verantwortungslos viele
Antibiotika bei der Tiermast eingesetzt. Teilweise würden 80 Prozent
des landesweiten Antibiotika-Verbrauchs in den Ställen verabreicht,
um vor allem das Wachstum ohnehin gesunder Tiere zu fördern,
kritisierte die WHO in Genf. Die UN-Behörde legte am Dienstag neue
Richtlinien zum Einsatz solcher Wirkstoffe vor. Darin fordert sie die
Staaten unter anderem auf, im Bedarfsfall nur solche Antibiotika
einzusetzen, die für den Menschen am wenigsten wichtig sind.

Ein Missbrauch erhöhe die Gefahr von Antibiotika-Resistenzen, die die
Behandlung kranker Menschen erschwerten. «Ein Mangel an wirksamen
Antibiotika ist eine ähnlich große Gefahr wie der plötzliche Ausbruch

einer tödlichen Krankheit», so WHO-Direktor Tedros Adhanom
Ghebreyesus. Eine aktuelle Studie belege, dass der weitgehende
Verzicht auf Antibiotika die Resistenzen ganz deutlich senke. Statt
Medikamente zu geben, könne oft bessere Hygiene in den Ställen die
Krankheitsrate schon senken.

Deutschland gehört zu den Ländern mit vergleichsweise strikten
Auflagen bei der Verwendung von Antibiotika. Seit 2011 habe sich die
an Tierärzte abgegebene Menge mehr als halbiert, teilte eine Expertin
des Agrarministeriums mit. Tiere würden untersucht, bevor solche
Mittel verschrieben würden. Auch EU-weit gelten seit rund zehn Jahren
strengere Vorschriften für den Einsatz dieser Arzneien in Ställen.