Projekt für ausländische Fachkräfte mit bisher mickrigem Ergebnis

Der Name klingt nach einer dynamischen Wildkatze - «Puma» heißt ein
Arbeitsmarktprojekt für Ausländer. Doch wirklich weite Sprünge hat
das Vorhaben bisher nicht gemacht.

Stuttgart (dpa) - Ein vor gut einem Jahr gestartetes Modellprojekt
für ausländische Fachkräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist bish
er
fast wirkungslos geblieben. Nur acht Ausländer hätten über dieses
erste punktebasierte Programm Jobs in Baden-Württemberg bekommen,
sagte der zuständige Regionalchef der Bundesagentur für Arbeit,
Christian Rauch, der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. 80
Interessenten seien beraten worden. Das Projekt gilt nur für das
Südwest-Bundesland, es soll eine Vorreiterrolle für das Bundesgebiet

haben und Erkenntnisse für ein mögliches Bundesgesetz zur Zuwanderung
bringen. Als eine Art Vorbild für das Projekt dient Kanada.

Er sei nicht überrascht über die niedrigen Zahlen, sagte Rauch. «Es
ist ein dickes Brett, an dem wir bohren müssen - das war uns von
Beginn an klar.» Die in Jobs vermittelten Ausländer kommen aus
Südamerika und Asien; unter ihnen sind Erzieher und Zahntechniker.

Bisher steht nur ausländischen Fachkräften aus Berufen die Tür offe
n,
die wegen inländischen Fachkräftemangels auf einer «Positivliste»

stehen, zum Beispiel Pflegekräfte oder Mechatroniker. Hinzu kommen
Inhaber der «Blue Card», also bestimmte, gut verdienende Fachkräf
te
mit Uni-Abschluss, sowie ein regionales Abkommen mit dem Westbalkan.

Das «Punktebasierte Modellprojekt für ausländische Fachkräfte»
(Puma)
eröffnet zumindest theoretisch allen Ausländern einen Weg auf den
hiesigen Arbeitsmarkt: Kann jemand gut Deutsch, hat er bereits
Deutschland- oder Europaerfahrungen und ist gut qualifiziert, so
bekommt er Punkte - und für genug Punkte eine Arbeitserlaubnis.

Behördenchef Rauch begründete den zahlenmäßig schwachen Zwischensta
nd
unter anderem damit, dass es in manchen Weltregionen kaum
Deutschkenntnisse gebe. «Allein wegen der Sprache ist das Potenzial
bei uns bei weitem nicht so groß wie es in klassischen,
englischsprachigen Einwanderungsländern ist, etwa den USA.» Um auf
eigene Faust Deutsch zu lernen und auf ein gutes Niveau zu kommen,
fehle vielen Menschen in anderen Weltregionen das Geld, so Rauch.

Zudem sei es schwierig, Berufskenntnisse aus anderen Staaten nach
deutschen Standards anzuerkennen. «Wir setzen stark auf die duale
Ausbildung, die anderswo hingegen nicht verbreitet ist.» Das
entsprechende Anerkennungsverfahren für Berufskenntnisse, die
im Ausland erworben wurden, sei aufwendig und langwierig.

Rauch appellierte an die deutsche Politik und Wirtschaft, im Ausland
stärkere Präsenz zu zeigen, etwa mit Gratis-Deutschkursen. Zudem
könnte es helfen, wenn dort nach eigenen Standards ausgebildet würde.
So förderten die USA in Vietnam eine Einrichtung, in der
Metallfacharbeiter und Schweißer nach US-Vorgaben lernen - das
ermöglicht ihnen später den Weg nach Amerika.

Trotz der niedrigen Zahl von nur acht vermittelten Arbeitskräften
hält Rauch das «Puma»-Projekt für keinen Rohrkrepierer. «Zum ei
nen
braucht es nun mal Zeit, zum anderen gewinnen wir dadurch wichtige
Erkenntnisse für die politische Diskussion über ein
Einwanderungsgesetz.» Das Projekt läuft noch bis September 2019. Das
Bundesarbeitsministerium wollte das Projekt noch nicht bewerten -
dafür sei es zu früh, sagte eine Sprecherin. Mitte 2018 soll aber
ein Zwischenbericht vorgelegt werden.

Einer Umfrage zufolge hält die deutsche Wirtschaft nicht allzu viel
von einem Einwanderungs-Punktesystem, wie es auch in Kanada
praktiziert erprobt wird. Das Münchner Ifo-Institut und der
Personaldienstleister Randstad hatten im dritten Quartal dieses
Jahres 1000 Personalmanager deutscher Unternehmen befragt.
Ergebnis: fast drei Viertel von ihnen erwarten durch solch ein System
keine Beschäftigungseffekte für ihre Firma, nur knapp ein Viertel
geht von einer positiven Wirkung aus. Drei Prozent befürchten
negative Folgen.