Landesmuseum Oldenburg zeigt Herkunftsgeschichten seiner Kunstwerke

In deutschen Museen befinden sich noch heute zahlreiche Kulturgüter,
die während des Nationalsozialismus den Eigentümern entzogen wurden.
Ihre Herkunft zu erforschen, ist meist schwierig. Das verdeutlicht
eine Sonderausstellung im Landesmuseum Oldenburg.

Oldenburg (dpa) - Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Oldenburg zeigt in der Sonderausstellung «Herkunft verpflichtet!» die

unbekannten Geschichten hinter 60 Objekten seiner Sammlung. «Die
Werke treten in dieser Schau einmal zurück», sagte Kurator Marcus
Kenzler am Freitag. «Es geht in erster Linie um das Schicksal der
Besitzer und der Frage, wie kamen die Objekte hier her.» Das Museum
beschäftigt sich dabei vor allem mit den Eigentumsverhältnissen der
Kunstwerke während der Zeit des Nationalsozialismus. 

Im Jahr 2000 hatten die ersten öffentlichen Einrichtungen in
Deutschland damit begonnen, ihre Bestände auf entzogene Kulturgüter
während des NS-Regimes zu untersuchen. Das Oldenburger Haus forscht
auf dem Feld seit sieben Jahren und zeigt nun erstmals in einer
Schau, wie die Detektivarbeit hinter den Kulissen abläuft. «Wir
versuchen sichtbar zu machen, was Provenienzforschung ist», sagte
Museumsdirektor Rainer Stamm.

Gezeigt wird unter anderem die Geschichte einer Waschkommode aus dem
18. Jahrhundert, die das Landesmuseum 1940 auf einer sogenannten
Judenauktion erworben hatte. Besitzerin des Möbels war eine jüdische
Witwe, die aus ihrer ostfriesischen Heimat vertrieben worden war.
«Sie hatte keine andere Wahl, als ihre Sachen zu verkaufen», sagte
Kenzler. Damit handele es sich einwandfrei um NS-Raubgut. Bei den
wenigsten Objekten gelinge es allerdings, trotz größter Bemühungen
die rechtmäßigen Erben zu ermitteln. Auch im Fall der Waschkommode
sei dies nicht geglückt, sagte Forscher Kenzler.

Erfolg hatte er allerdings bei einer historischen Fliese und einem
Apothekengefäß aus dem 18. Jahrhundert. Die Objekte hatte das Museum
1942 von einem jüdischen Kunsthändler in Amsterdam erworben, der sich
zu der Zeit unter der Kontrolle deutscher Verwalter befand. Beide
Werke konnten den Erben des Händlers wiedergegeben werden; das Gefäß

erwarb das Museum anschließend erneut zurück - dieses Mal rechtmäßi
g.
Die Fliese wollte der Erbe dagegen behalten. «Er hat sie als Anlass
für seine eigene Familienforschung genommen», sagte Kenzler.

Die Schau ist ab Samstag bis zum 25. Februar 2018 im Oldenburger
Schloss zu sehen.