Britische Forscher verändern Erbgut von Embryonen

Das aktive Verändern von Genen ist vielerorts verboten.
Designer-Babys könnten entstehen, fürchten Kritiker. Britische
Forscher haben dennoch solche Versuche unternommen.

London (dpa) - Erstmals in Großbritannien haben Forscher das Erbgut
menschlicher Embryonen gezielt verändert. Das Team des Londoner
Francis-Crick-Instituts will mit seinen Forschungen die Erfolgsraten
künstlicher Befruchtungen erhöhen. Dafür änderten die Experten kurz

nach der Befruchtung das Erbgut von 41 Embryonen, wie sie in der
britischen Wissenschaftszeitschrift «Nature» berichten. Das aktive
Verändern der menschlichen DNA ist international äußerst umstritten.


In Schweden gebe es ähnliche Versuche an Embryonen, die aber noch
nicht publiziert worden seien, sagte der Pressesprecher des
renommierten Instituts am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Mit Hilfe der sogenannten Gen-Schere CRISPR/Cas9 schalteten die
Wissenschaftler ein Gen ab, das eine Schlüsselrolle bei der frühen
Embryonalentwicklung spielt. Die Studie habe gezeigt, dass OCT4 für
die korrekte Entstehung einer Blastozyste nötig sei, aus der sich
wiederum das Kind entwickelt. Mit der Gen-Schere können Forscher
präziser als bisher Teile der DNA ausschneiden oder einsetzen.

Die Embryonen durften sich bei den Experimenten in Großbritannien nur
sieben Tage entwickeln und keiner Frau eingepflanzt werden. Die
Forscher wollen nach eigenen Angaben verstehen, «wie menschliche
Embryonen welche Gene brauchen, um sich erfolgreich zu entwickeln».
Dies könnte langfristig dazu beitragen, Fehlgeburten zu verhindern.

Das aktive Verändern der menschlichen DNA ist in zahlreichen Ländern
- auch in Deutschland - verboten. Kritiker befürchten, dass
sogenannte Designerbabys mit Wunsch-Erbanlagen geschaffen werden
könnten.

Die Bioethikerin Sarah Chan von der schottischen Universität
Edinburgh sieht diese Gefahr bei den Versuchen in Großbritannien
nicht: «Es ist ganz klar, dass das Ziel der Versuche die
Grundlagenforschung ist», sagte sie dem Sender BBC.

Chinesische Forscher hatten bereits berichtet, dass sie mit
CRISPR/Cas nicht lebensfähige menschliche Embryos genetisch
manipuliert hätten. Dabei ging es um das Gen, das die Blutstörung
Beta-Thalassämie verursacht. Ihr im Fachblatt «Protein & Cell»
vorgestelltes Fazit: Das Verfahren müsse vor einem klinischen Einsatz
noch verbessert werden.