Andorn ist Arzneipflanze 2018 - Gut gegen Magen- und Atembeschwerden

Würzburg (dpa) - Sanddorn kennt man, aber was ist Andorn? Die Pflanze
wurde einst vor allem bei Magenproblemen und Erkältungen verwendet.
Heutzutage ist der sogenannte Lippenblütler kaum noch jemandem als
Heilpflanze bekannt. Das will eine Arbeitsgruppe der Universität
Würzburg ändern und hat den Andorn (Marrubium vulgare) zur
Arzneipflanze des Jahres 2018 gewählt. «Der Andorn ist seit etwa 2000
Jahren Teil unserer europäischen Medizingeschichte und gehörte einst
zu den beliebtesten Heilpflanzen», sagte Johannes Gottfried Mayer vom
Institut für Geschichte der Medizin in Würzburg.

Derzeit seien die Wirkstoffe der vor allem im Mittelmeerraum
vorkommenden Pflanze nur noch in zwei Medikamenten gegen
Erkältungskrankheiten zu finden. «Den Andorn kann jeder in seinem
Garten einpflanzen. An einem sonnigen Ort wächst er ganz prima», so
der Arzneipflanzen-Experte.

Aus den getrockneten Blättern könnten Tees gemacht werden, die bei
Verdauungsbeschwerden und Atemwegserkrankungen helfen. «Die
Bitterstoffe fördern den Gallenfluss, was bei der Fettverdauung
hilfreich ist», sagte Mayer. Der Medizinhistoriker empfiehlt wegen
der Bitter- und Gerbstoffe auch, die Blätter mit denen anderer
Pflanzen zu mischen. So schmecke der Andorn besser. «Wahrscheinlich
ist er nur deshalb als Arzneipflanze zurückgegangen, weil bitter
nicht mehr so populär ist.»

Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an
der Universität Würzburg legt jedes Jahr eine andere anerkannte
Heilpflanze fest. Damit soll die wissenschaftliche Bedeutung der
Arzneipflanzen als wirksame Medizin stärker ins Bewusstsein gerückt
werden. Zuletzt waren das der Saathafer und die Kapuzinerkresse.