«Knallharter Softie» Cassis: Der Neue in der Schweizer Ministerriege

Bern (dpa) - Wer mit der Wahl des italienischstämmigen Ignazio Cassis
(56) in die Schweizer Regierung nun feurige Leidenschaft und Drama
erwartet, dürfte enttäuscht werden. Aber so tickt die ganze Schweizer

Konkordanzdemokratie nicht. Da geht es um Staatsräson, Einigkeit und
Kompromisse. Als Konsenspolitiker und Brückenbauer sieht sich der
Tessiner Arzt dafür wie geschaffen. Er sei als einziger Junge mit
drei Schwestern aufgewachsen, sagte er einer Zeitung. «Glauben Sie
mir, ich weiss, dass Machtkämpfe nichts bringen.»

«Frag Dich, was Du für dein Land machen kannst, nicht, was Dein Land

für dich machen kann», nach diesem Motto von US-Präsident John F.
Kennedy habe er immer gelebt, sagte er vor der Wahl. Er hat als
Gemeinderat gedient, als Kantonsarzt, als Abgeordneter und zuletzt
als Fraktionschef seiner Mitte-Rechts-Partei der Liberalen (FDP).

Cassis bezeichnet sich als wirtschaftsliberal und rechtsliberal.
Rechts ist er vor allem mit seiner Forderung nach stärkerer Kontrolle
der Migration, eher links mit dem Vorschlag, Drogen wie Arzneimittel
zu regulieren statt sie zu verbieten. «Knallharter Softie»,
titulierte eine Zeitung ihn. «Das gefällt mir ziemlich gut», meinte
er im Rundfunk. «Sozialkompetenz ist genauso wichtig wie die
Führungskraft, man muss nur entscheiden, wo man wie sein muss.»