WHO sieht gefährlichen Mangel an wirksamen Antibiotika

Genf (dpa) - Die internationale Gemeinschaft tut nach Ansicht der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) viel zu wenig, um neue wirksame
Antibiotika zu entwickeln. Aktuell gebe es nur ganz wenige
Behandlungsoptionen bei Infektionen mit Antibiotika-resistenten
Keimen, teilte die WHO am Mittwoch mit.

Resistenzen gefährdeten ernsthaft den medizinischen Fortschritt,
sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. «Es gibt einen dringenden
Bedarf für mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung, ansonsten
kommen wir wieder in eine Zeit, in der Menschen gewöhnliche
Infektionen und kleine operative Eingriffe fürchten», sagte Tedros.
Allein an der behandlungsresistenten Tuberkulose sterben den Angaben
zufolge pro Jahr 250 000 Menschen.

Auch andere Krankheiten wie Lungenentzündung oder Infekte der
Harnwege würden inzwischen von Keimen ausgelöst, die gegen gängige
Antibiotika resistent seien. Von 51 neuen Antibiotika, die laut WHO
in der Entwicklung sind, eröffneten nur acht wirklich neue Wege bei
der Behandlung. «Pharmafirmen und Forscher müssen sich dringend auf
die Entwicklung neuer Antibiotika gegen schwere Infekte
konzentrieren, die sonst Patienten innerhalb von Tage töten können»,

so die WHO-Expertin Suzanne Hill. Eine entsprechende
Forschungspartnerschaft werde von Deutschland und anderen Staaten
bisher mit 56 Millionen Euro unterstützt.