Politiker-Dienstwagen: Die meisten fahren Diesel

Deutschland streitet über den Diesel, dreckige Luft in Städten,
Fahrverbote und das Aus für Verbrennungsmotoren. Gehen die Politiker
in Sachen E-Mobilität mit gutem Beispiel voran? Die Umwelthilfe hat
in Bund und Ländern nachgefragt.

Berlin (dpa) - Spitzenpolitiker achten zunehmend auf spritsparende
Autos - aber Elektro-Antriebe setzen sich bei ihren Dienstwagen trotz
der Diesel-Debatte nur langsam durch. Im Bundeskabinett lassen sich
nur Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Verkehrsminister
Alexander Dobrindt (CSU) in Hybrid-Pkw fahren, die sowohl mit Benzin
als auch elektrisch vorankommen. Das ergab der diesjährige
Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH), den diese am
Dienstag veröffentlichte. 171 von 233 befragten Politikern sind
demnach in Diesel-Autos unterwegs.

In der Minister-Rangliste belegen Hendricks und Dobrindt, die sich in
der Abgas-Affäre ständig in den Haaren liegen, die vorderen Plätze -

Hendricks mit einem CO2-Ausstoß von 115 Gramm pro Kilometer, Dobrindt
mit 129 Gramm. Schlusslichter sind Justizminister Heiko Maas und
Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries, deren Diesel-Autos jeweils
159 Gramm CO2 pro Kilometer aus dem Auspuff blasen.

Von den Regierungschefs der Länder lässt sich nur der grüne
Ministerpräsident Winfried Kretschmann aus Baden-Württemberg in einem
Hybrid-Dienstwagen fahren. Im CO2-Ranking der Landesfürsten belegt er
trotzdem Platz fünf. Vorne liegen die Diesel-Limousinen von Carsten
Sieling (SPD) in Bremen und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) im
Saarland. Schlusslicht Horst Seehofer (CSU) in Bayern ist in einem
Benziner mit 303 Gramm CO2 pro Kilometer unterwegs.

«Der jährliche Blick unter die Motorhauben des politischen
Spitzenpersonals zeigt Wirkung», zog die DUH am Dienstag in Berlin
Bilanz. 19 Politiker zeichnete der Verein mit einer «Grünen Karte»
aus, vergangenes Jahr waren es nur acht. «Grüne Karten» gab es
diesmal für Autos mit weniger als 117 Gramm CO2-Ausstoß - außer für

Diesel, deren Ruf in der Debatte um gesundheitsschädliche Stickoxide
schwer gelitten hat. Bei Landesministern und Staatssekretären im Bund
hat der Anteil an Hybrid-Fahrzeugen deutlich zugenommen.

CO2 ist in der Atemluft immer enthalten und nicht
gesundheitsschädlich, trägt aber mit steigender Konzentration in der
Atmosphäre zur Erwärmung des Erdklimas bei. Da ab 2020 strengere
Flottenzielwerte in der EU gelten, verschärft die DUH ihre Kriterien
für «Grüne Karten» von Jahr zu Jahr. In der Rangliste geht es um de
n
Normverbrauch der Autos auf dem Papier - im Alltag auf der Straße
brauchen Autos oft deutlich mehr Sprit als angegeben.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier sowie die Verteidigungs-, Finanz-, Innen- und
Außenminister sind aus Sicherheitsgründen nicht in der Liste, damit
niemand Rückschlüsse auf die Sicherheit ihrer Dienstwagen ziehen
kann. Bei den Flotten der Bundesministerien liegt das Auswärtige Amt
vorn, das Umweltministerium auf dem zweiten Platz. Die rote Laterne
geht an das Verteidigungsministerium.

Die Befragung führte die DUH von Februar bis September 2017 durch -
so kommt es, dass für Mecklenburg-Vorpommern noch
Ex-Ministerpräsident Erwin Sellering in der Liste steht, obwohl seit
Juli Manuela Schwesig Regierungschefin in Mecklenburg-Vorpommern ist.
«Neu bestellte und im Einsatz befindliche Dienstwagen wurden bis
einschließlich April 2017 einbezogen», erklärte die DUH.