Hilflosen Rentner in Bank ignoriert: Geldstrafe gefordert

Essen (dpa) - Im Prozess um den in einer Essener Bank bewusstlos
liegen gelassenen Rentner hat die Staatsanwaltschaft eine
«empfindliche» Geldstrafe für die Angeklagten gefordert. «Die
solidarische Pflicht, Mitmenschen zu helfen, ist in besonderem Ausmaß
verletzt worden», sagte Staatsanwältin Nina Rezai am Montag in ihrem
Plädoyer am Amtsgericht Essen-Borbeck. Mit der Strafe müsse ein
deutliches Zeichen gesetzt werden, «dass wir uns nicht in Richtung
einer wegsehenden Gesellschaft bewegen».

Die drei angeklagten Bankkunden, zwei Männer und eine Frau, müssen
sich wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten. Die Verteidiger
der Beschuldigten forderten einen Freispruch. Die 39-Jährige und ein
61 Jahre alter Angeklagter hatten ausgesagt, sie hätten den
83-Jährigen für einen Obdachlosen gehalten. Die Anklage geht dagegen

von bedingtem Vorsatz aus.

Eine Überwachungskamera im Vorraum der Bank hatte den
aufsehenerregenden Fall dokumentiert. Auf dem Weg zum Bankautomaten
stiegen Kunden demnach über den Zusammengebrochenen oder machten
einen großen Bogen um ihn. Der Rentner war nach dem Vorfall
im Oktober 2016 nicht wieder zu Bewusstsein gekommen und eine Woche
später gestorben. Ein Gutachten ergab, dass er auch gestorben wäre,
wenn ein Arzt eher gekommen wäre.