Gesundheit - Was wollen die Parteien?

Die Kosten für Ärzte, Kliniken und Medikamente steigen und steigen -
muss das Gesundheitssystem finanziell umgekrempelt werden? In dieser
Frage hat der Versicherte bei der Bundestagswahl eine klare Wahl.

Berlin (dpa) - Bezahlbare medizinische Versorgung und gute Pflege -
das schreiben sich die Parteien zur Bundestagswahl auf die Fahnen.
Die Rezepte sind verschieden - ein Überblick:

KRANKENVERSICHERUNG: Die Union will am heutigen Prinzip nichts
ändern. Das Nebeneinander von gesetzlicher und privater
Krankenversicherung mit dem Instrument der Zusatzbeiträge zu Lasten
der krankenversicherten Beitragszahler soll sich also nicht ändern.
«Die Einführung einer sogenannten Bürgerversicherung lehnen wir ab»
,
heißt es im CDU/CSU-Wahlprogramm. Auch die FDP sagt in ihrem
Programm: «Einer als 'Bürgerversicherung' getarnten staatlichen
Zwangskasse erteilen wir eine klare Absage.» Die private
Krankenversicherung soll stark, die gesetzliche Krankenversicherung
freiheitlich sein.

Die SPD hingegen will eine Bürgerversicherung, in die auch Beamte,
Selbstständige und Freiberufler eintreten können. Die private
Krankenversicherung soll nicht abgeschafft werden, Privatversicherte
sollen aber die Wahl haben, in die Bürgerversicherung zu wechseln.
Arbeitgeber und -nehmer sollen wieder gleiche Beiträge zahlen und
nicht - wie heute - die Arbeitnehmer über die Zusatzbeiträge mehr.
Die Arzthonorare sollen angeglichen werden. Dann würde die heutige
Bevorzugung der Privatversicherten durch höhere Arzthonorare beendet,
hofft die SPD.

Auch die Grünen wollen eine Bürgerversicherung: «Alle Bürger*innen,

auch Beamt*innen, Selbständige und Gutverdienende, beteiligen sich»,
so ihr Wahlprogramm. Auch auf Aktiengewinne und Kapitaleinkünfte
sollen Beiträge erhoben werden. Die Linken plädieren - ähnlich - fü
r
eine «Solidarische Gesundheitsversicherung», in die auch Beamte,
Abgeordnete und Selbstständige entsprechend ihres Einkommens
einzahlen. Die AfD sieht das Gesundheitssystem in Gefahr: «Die von
den Kassen zu tragenden Kosten für Migranten, Flüchtlinge und
Asylbewerber laufen aus dem Ruder und durch die verfehlte Zinspolitik
der europäischen Zentralbank können die kapitalgedeckten privaten
Krankenversicherungen keine ausreichenden Rücklagen mehr bilden.»

ÄRZTE UND KRANKENHÄUSER: Die Union will durch eine bessere Vernetzung
aller an der Versorgung Beteiligten «eine gute Mannschaftsleistung»
machen. Die Kliniken sollen auskömmlich finanziert werden, vor allem
durch einen vollen Ausgleich von Tarifsteigerung. Eine gute ärztliche
Versorgung im ländlichen Raum soll garantiert sein. Patienten sollen
verlässliche Gesundheitsinfos in einem «Nationalen Gesundheitsportal»

bekommen. Die SPD verspricht, die Reibungsverluste zwischen Praxen,
Kliniken und anderen Gesundheitsanbietern durch eine gemeinsame
Planung des Bedarfs zu vermindern. Die Vorbeugung von Krankheiten,
Reha und die Hausärzte sollen dabei gestärkt werden.

Die Linken wollen Polikliniken zum Rückgrat der ambulanten Versorgung
machen - sie ermöglichten hochwertige, interdisziplinäre Behandlung.
Die Grünen wollen mehr Ausbildungsberufe für Ärzte und eine solidere

Finanzierung der oft spezialisierten Unikliniken. Die FDP wendet sich
gegen feste Budgets für Arzt- und Klinikbehandlungen und will, dass
Patienten erfahren, was ihre Behandlung kostet. Die AfD verspricht
sicherzustellen, dass sich auf dem Land wieder mehr Ärzte
niederlassen.

PFLEGE: CDU/CSU wollen dem steigenden Pflegebedarf mit einer
«Konzertierten Aktion Pflege» begegnen. Möglichkeiten der Reha zur
Erhaltung der Selbstständigkeit sollen stärker genutzt werden. Die
SPD verspricht eine Familienarbeitszeit für Pflegende mit
Lohnersatzleistung für bis zu drei Monate. Wenn Arbeitnehmer länger
ihre Arbeitszeit für die Pflege verringern möchten, sollen sie ein
Familiengeld für Pflege von 150 Euro monatlich bekommen.

Die Linke will das Pflegepersonal stark aufstocken - und sie möchte
eine Pflegevollversicherung, die alle pflegebedingten Leistungen
umfasst, ohne Eigenanteile. Die Grünen wollen bessere Bezahlung für
Pflegende - und plädieren statt für weitere Großeinrichtungen für
mehr ambulante Wohn- und Pflegeformen. Die FDP will den Pflegeberuf
attraktiver machen, die gemeinsame Ausbildung der Pflegenden
verschiedener Richtungen stärken und Bürokratie in der Pflege
abbauen. Die AfD fordert einen Mindestschlüssel für Pflegepersonal.