Jahrzehntealte Kinderleichen in Anatomie in Halle untersucht

Halle (dpa/sa) - In der Anatomie des Universitätsklinikums Halle sind
74 konservierte Kinderleichen aus den Jahren 1920 bis 1940 untersucht
worden. Alle Kinder stammten aus Halle und seien eher der
Unterschicht zuzuordnen, keines sei gewaltsam zu Tode gekommen, alle
seien ganz offiziell in die hallesche Anatomie gebracht worden,
teilte das Uniklinikum am Dienstag in Halle mit. «Basierend auf den
zu dieser Zeit geltenden Regeln ist es damals so gehandhabt worden,
dass verstorbene Kinder, insbesondere von Eltern aus der Unterschicht
oder von unverheirateten Frauen, von den Hebammen und Geburtshelfern
in die Anatomie gebracht wurden.» Zwischen 1920 und 1945 seien das
mehr als 2600 Kinder gewesen.

Bei den erhaltenen 74 Körpern sei - soweit möglich - das Alter
bestimmt worden. Mehr als 60 Kinder seien Früh- und Totgeborene, 5
zwischen einem halben Jahr und vier Jahren und 3 zwischen 12 und 14
Jahren. 30 Leichen seien im Computertomografen untersucht worden. Die
Ergebnisse zeigten, dass die Kinder unter anderem an
Lungenentzündungen, Fehlbildungen des Hirns und des Skeletts und an
damals noch nicht behandelbaren Infektionskrankheiten gestorben
seien. Namen konnten nicht zugeordnet werden.

Im Herbst sollen die Kinder eingeäschert und auf dem
Gertraudenfriedhof auf der Ehrengrabstätte der
Martin-Luther-Universität beigesetzt werden.