Falscher Haftbefehl - Mann springt von Balkon und stirbt

Berlin (dpa) - Ein 44-Jähriger ist aus Angst vor einer Festnahme von
seinem Balkon im vierten Stock gesprungen und an den Verletzungen
gestorben - erst danach stellte sich heraus, dass die Berliner
Polizei sich mit dem vermeintlichen Haftbefehl vertan hatte. Ein
Beamter sei bei einer Überprüfung am Bildschirm in der Zeile
verrutscht und habe einen Haftbefehl durchgegeben, der einen anderen
Menschen betroffen habe, teilte die Polizei am Freitag mit.

Der 44-Jährige war gerade erst aus dem Gefängnis freigekommen, als
die Polizei ihm am Mittwoch mitteilte, gegen ihn liege ein Haftbefehl
wegen einer nicht gezahlten Geldstrafe von 1500 Euro vor. Weil er die
Summe nicht zahlen konnte, musste der 44-Jährige davon ausgehen,
erneut länger in Haft zu kommen, erklärte die Polizei. Er sei deshalb
auf den Balkon gegangen, um sich Kleidung vom Wäscheständer zu holen,
habe sich dann aber plötzlich in die Tiefe gestürzt. Er kam schwer
verletzt in eine Klinik, wo er trotz Not-Operation starb.

Die Berliner Polizei zeigte sich wegen des tragischen Fehlers
betroffen. Es handle sich um ein Missverständnis, das nach
derzeitigem Ermittlungsstand auf menschlichem Versagen basiere. Der
Beamte, der den Fehler gemacht hat, sowie seine Kollegen vom
Einsatzort würden betreut, sagte ein Polizeisprecher. Der Vorfall
werde intern intensiv aufgearbeitet.

Die Polizisten waren vom Sohn des Verunglückten in einer anderen
Sache zur Hilfe gerufen worden. Eine Großmutter des 17-Jährigen sowie
zwei Bekannte der Familie waren bei dem Vorfall dabei. Die Bekannten
gaben an, mit dem 44-Jährigen kurz zuvor Drogen konsumiert zu haben.