Fall Baby Charlie: Entscheidung für nächste Woche erwartet

Erneut stürmen die Eltern des schwerkranken Jungen aus dem
Gerichtssaal. Die Anhörung soll am Montag fortgesetzt werden.

London (dpa) - Im Fall des schwerkranken britischen Babys Charlie
könnte Medienberichten zufolge am kommenden Dienstag eine
Entscheidung getroffen werden. Ein Richter am Londoner High Court
muss darüber befinden, ob Charlie für eine experimentelle Therapie in
die USA gebracht werden darf. Er benötige dafür «neue Erkenntnisse
»,
sagte der Richter am Freitag.

Die Eltern von Charlie waren am Freitag Medienberichten zufolge
erneut aus dem Gerichtssaal gestürmt. Zuvor hatte eine Anwältin der
Gegenseite berichtet, erste Resultate einer neuen Untersuchung hätten
«ein trauriges Ergebnis» erbracht.

Gerichte hatten bereits durch alle Instanzen hindurch entschieden,
dass die lebenserhaltenden Maßnahmen für den elf Monate alten Jungen
eingestellt werden sollen. Dafür hatten sich die behandelnden Ärzte
im Londoner Great-Ormond-Street-Krankenhaus ausgesprochen.

Charlies Eltern wollen den Jungen in New York behandeln lassen.
Michio Hirano, ein Professor für Neurologie an der Columbia
University in New York, schätzt die Chancen, dass sich Charlies
Zustand mit einer experimentellen Therapie verbessert, auf zehn
Prozent.

Hirano hatte Charlie am Montag und Dienstag untersucht und Gespräche
mit Medizinern am Great-Ormond-Street-Krankenhaus geführt, wo das
Kind behandelt wird. Das bestätigte die Klinik auf Anfrage der
Deutschen Presse-Agentur. Charlies Eltern wollen den Richter mithilfe
des US-Mediziners davon überzeugen, dass eine Fortführung der
Behandlung sinnvoll ist.

Charlie leidet an einer seltenen genetischen Erkrankung, dem
sogenannten mitochondrialen DNA-Depletionssyndrom (MDDS), die
insbesondere das Gehirn in Mitleidenschaft zieht. Er muss künstlich
beatmet und ernährt werden.

Bereits Ende Juni sollte Charlies Beatmung eingestellt werden, doch
die Eltern erbaten Aufschub, um Abschied zu nehmen. Sie sammelten
rund 1,5 Millionen Euro an Spenden, um den Krankentransport und die
Behandlung finanzieren zu können.

Anfang Juli kündigte das Great-Ormond-Street-Hospital an, den Fall
nochmals gerichtlich überprüfen zu lassen. Anlass waren die
Zuschriften mehrerer Experten, die angaben, neue Erkenntnisse über
die Chancen einer experimentellen Therapie vorlegen zu können.

Charlies Eltern waren vergangene Woche schon einmal aus dem
Gerichtssaal gestürmt. Anlass soll eine Auseinandersetzung über die
Frage gewesen sein, ob Charlie in seinem derzeitigen Zustand leidet.
Die Anhörung soll am Montag fortgesetzt werden.