Exhumierung von Salvador Dalí begonnen

Salvador Dalí gilt als einer der wichtigsten Künstler des 20.
Jahrhunderts. Jetzt wurde die Totenruhe des Exzentrikers gestört. Ist
eine heute 61-Jährige seine Tochter?

Figueres (dpa) - Die Exhumierung des legendären
Surrealismus-Künstlers Salvador Dalí (1904-1989) hat am
Donnerstagabend unter großer Geheimhaltung und abgeschottet von der
Öffentlichkeit im spanischen Figueres begonnen. Gerichtsmediziner
wollten in der Nacht genetische Proben des einbalsamierten Leichnams
entnehmen, der vor knapp drei Jahrzehnten in dem katalanischen Ort in
einer Krypta begraben worden war. Ein Richter in Madrid hatte im Juni
diese Maßnahme angeordnet, um eine Vaterschaftsklage zu klären.

Die Spanierin Pilar Abel Martínez behauptet, Dalís Tochter zu sein.
Sie versichert, ihre Mutter habe in den 50er Jahren eine heimliche
Liebesbeziehung zu Dalí unterhalten. Ein DNA-Test soll nun Aufschluss
geben.

Spanischen Medienberichten zufolge waren auch Juristen bei der
Exhumierung im «Theater-Museum Dalí» anwesend. Damit nichts über de
n
Zustand des Körpers an die Öffentlichkeit dringt, begannen die
Arbeiten erst nach der Schließung des Museums.

Techniker und Bauarbeiter rückten an, die auch die Glaskuppel, unter
der der Leichnam in einer Grabkammer ruht, vorsorglich abdecken
sollten - um Neugierige und Fotografen davon abzuhalten, auf das Dach
zu steigen und einen Blick auf den geöffneten Sarg zu erhaschen,
berichtete das spanische Fernsehen.

Vor dem Museum hatten sich zahlreiche Reporter aus aller Welt und
viele Schaulustige versammelt. Die Aktion sollte laut Medienberichten
mehrere Stunden dauern, da das Grab mit einer eineinhalb Tonnen
schweren Marmorplatte bedeckt worden war, die zunächst mittels eines
Gerüsts abgenommen werden musste.

Erst am Freitagmorgen wollte die Gala-Salvador-Dalí-Stiftung bei
einer Pressekonferenz Details bekanntgeben. Sie hatte sich bis
zuletzt gegen die Exhumierung gewehrt.

Das Ergebnis der DNA-Abgleichung wird vermutlich frühestens in einem
Monat vorliegen. Am 18. September will das zuständige Gericht dann
seine Entscheidung fällen.

Die Klägerin Abel Martínez (61) kämpft nach eigenen Worten um das
Recht, den Namen des berühmten Malers, Bildhauers und Grafikers
tragen zu können. Ihr würde aber auch ein millionenschwerer
Pflichterbteil zustehen. Sein Vermögen und die Rechte auf seine Werke
hinterließ Dalí dem Staat sowie der Stiftung, die seinen und den
Namen seiner Ehefrau und Muse Gala trägt.

Der exzentrische Künstler mit dem hochgezwirbelten Schnurrbart hatte
stets behauptet, impotent zu sein. Seine Ehe mit Gala (1894-1982)
blieb kinderlos. Auch in seinen teilweise von Alptraumvisionen
geprägten Werken hatte der Meister sein schwieriges Verhältnis zur
Sexualität thematisiert, so etwa in den 1929 entstandenen Bildern
«Der große Masturbator» und «Rätsel der Begierde».

Der für seine provokanten Auftritte bekannte Dalí, der in seinen
letzten Lebensjahren kaum noch gearbeitet und zurückgezogen gelebt
hatte, starb 1989 im Alter von 84 Jahren an Herzversagen. Sein wohl
bekanntestes Gemälde ist «Die Beständigkeit der Erinnerung», auch
«Die zerrinnende Zeit» genannt, das er 1931 mit nur 27 Jahren malte.
Es ist im New Yorker Museum of Modern Art zu sehen.