WHO: Anti-Tabak-Maßnahmen erreichen 60 Prozent aller Menschen

Millionen Menschen sterben jedes Jahr weltweit an den Folgen des
Rauchens. Anti-Tabak-Maßnahmen erreichen zwar viel mehr Menschen als
früher - aber immer noch zu wenige.

New York (dpa) - Werbe-Verbote, rauchfreie Zonen, hohe Steuern und
Schockbilder: Mehr als 60 Prozent der Menschen weltweit werden einem
Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge inzwischen durch
Anti-Tabak-Maßnahmen erreicht. Das seien rund viermal so viele wie
noch vor einem Jahrzehnt, hieß es in der am Mittwoch in New York
vorgestellten Studie.

Die Tabakindustrie behindere derartige Maßnahmen allerdings immer
noch vielerorts, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die
Regierungen müssten sie trotzdem einführen. «Und sie müssen den
illegalen Tabakhandel eindämmen, der die globale Tabak-Epidemie und
ihre gesundheitlichen und wirtschaftlich-sozialen Konsequenzen
verschlimmert.» Jährlich würden weltweit sieben Millionen Menschen an

den Folgen von Tabak-Konsum sterben. «Das ist so als ob man die
gesamte Bevölkerung von Bulgarien oder Paraguay jedes Jahr auslöschen
würde. Das ist inakzeptabel.»

Einer von zehn Toden weltweit sei eine Folge von Tabak-Konsum, sagte
der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg, der sich mit
seiner Stiftung schon länger gegen das Rauchen einsetzt. Aber: «Der
Fortschritt, der weltweit gemacht wurde, und den dieser Bericht
dokumentiert, zeigt, dass es für Länder möglich ist, das zu ändern.
»

Am weitesten verbreitet sind dem Bericht zufolge drastische
Warnhinweise mit abschreckenden Bildern auf Zigaretten-Packungen -
fast die Hälfte der Menschen weltweit wird damit erreicht. Nur rund
15 Prozent der Menschen weltweit leben dagegen in Gebieten, die von
Werbeverboten für die Tabak-Industrie abgedeckt werden.

Ärmere Länder hätten zuletzt große Fortschritte bei der Einführun
g
von Anti-Tabak-Maßnahmen gemacht, während es in einigen reicheren
Ländern an «politischem Willen» fehle, sagte Douglas Bettcher von der

WHO bei einer Pressekonferenz in New York. In den vergangenen zehn
Jahren sei die Zahl der Entwicklungsländer, die das Rauchen am
Arbeitsplatz komplett verboten hätten, von 4 auf 39 gestiegen. 44
neue Entwicklungsländer führten in diesem Zeitraum drastische
Warnhinweise auf Zigarettenpackungen ein und 24 verhängten
Werbeverbote.

Unter den reicheren Ländern lobte Bettcher vor allem Großbritannien,
Australien und Neuseeland. In den USA hingegen gebe es keine
drastischen Warnhinweise auf Zigarettenpackungen und Deutschland sei
nur eines von zwei EU-Ländern, in dem es kein komplettes Werbeverbot
gebe.