Uruguay startet Marihuana-Verkauf - Weltweit einmaliges Experiment

Mit einer gewagten Initiative will Uruguay Drogen-Clans entmachten.
Die Idee stammt vom früheren Guerillero und späteren Staatschef José

Mujica. Einen Kiffer-Tourismus will man aber im Land nicht haben.

Montevideo (dpa) - Marihuana zum günstigen Preis beim Apotheker:
Uruguay startet am kommenden Mittwoch mit einem weltweit einmaligen
Experiment zum legalen Verkauf von Cannabis. Diesen Termin teilten
die Behörden in Montevideo am Freitag mit. Registrierte Nutzer sollen
landesweit zwei Sorten Hanf in Mengen von maximal zehn Gramm die
Woche erwerben dürfen. Das Angebot ist die letzte Phase eines 2013
beschlossenen komplexen Legalisierungsprozesses.

Nach Angaben des nationalen Cannabis-Kontroll-Institutes sind bislang
4711 Bürger registriert. 70 Prozent von ihnen seien Männer, 60
Prozent aller Betroffenen wohnten in Montevideo. Das
Durchschnittsalter liege zwischen 30 und 45 Jahren.

Das Gramm Marihuana kostet für sie 1,30 Dollar - billiger als beim
illegalen Dealer. Mit der Initiative soll die Macht der Drogen-Clans
gebrochen werden. Eine endgültige Liste mit den zugelassenen
Apotheken soll am Mittwoch bekanntgegeben werden, zunächst hätten 16
die Auflagen erfüllt.

Das Gras-Gesetz entstand während der Präsidentschaft des früheren
linken Guerillakämpfers José Mujica (2010-2015). Anders als etwa in
den Niederlanden, wo der Verkauf in privaten Coffee-Shops toleriert
wird, regelt Uruguay auch die Produktion.

Für den legalen Konsum gibt es nun drei Möglichkeiten: Den Kauf in
der Apotheke, den Anbau von bis zu sechs Pflanzen zu Hause oder die
Mitgliedschaft in einem Club, der gemeinschaftlich Hanfpflanzen
anbaut und jedem Mitglied bis zu 480 Gramm Eigenkonsum im Jahr
gestattet.

Zwei Firmen betreiben in Auftrag des Staates den kommerziellen Anbau
in der Nähe eines Gefängnisses bei Montevideo, jeweils bis zu zwei
Tonnen im Jahr. Für den «Hausanbau» waren Mitte Mai 6650 Bürger
registriert. Zudem gab es 51 Clubs mit je bis zu 45 Mitgliedern.
Anders als in Holland dürfen in Uruguay aber Touristen kein Marihuana
kaufen. Damit soll ein Kiffer-Tourismus unterbunden werden.