US-Spezialist soll Baby Charlie kommende Woche untersuchen

London (dpa) - Ein US-amerikanischer Arzt soll den schwerkranken
britischen Jungen Charlie Gard kommende Woche untersuchen. Das
berichtete die britische Nachrichtenagentur PA am Freitag unter
Berufung auf eine Anhörung vor Gericht.

Ein Richter am Londoner High Court muss entscheiden, ob neue
Expertengutachten die Aufhebung eines früheren Urteils rechtfertigen.
Zuvor hatten Gerichte durch alle Instanzen hindurch entschieden, dass
die lebenserhaltenden Maßnahmen für den elf Monate alten Jungen
eingestellt werden sollen.

Michio Hirano, ein Professor für Neurologie an der Columbia
University in New York schätzt die Chancen, dass sich Charlies
Zustand durch eine experimentelle Therapie verbessert, auf zehn
Prozent. Er wird am kommenden Montag und Dienstag im
Great-Ormond-Street-Hospital in London, wo Charlie behandelt wird,
erwartet.

Die Ärzte dort glauben nicht, dass Charlie noch geholfen werden kann.
Sie wollen ihm Leid ersparen und fordern, dass er in Würde sterben
soll. Er habe bereits irreparable Schäden am Hirn erlitten,
argumentieren sie. Charlies Eltern wollen ihn dagegen für eine
experimentelle Therapie in die Vereinigten Staaten bringen.

Der elf Monate alte Junge leidet an einer seltenen genetischen
Erkrankung, in der Fachsprache mitochondriales DNA-Depletionssyndrom
(MDDS), wobei insbesondere das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen
wird. Charlie muss künstlich beatmet und ernährt werden.