Versöhnung nach Streit: Männer wollen eher Sex, Frauen eher Tränen

Nach einem Streit ist für Paare zusammen zu reden und zu vergeben
wichtig. Männer möchten zudem eher Sex, Frauen bevorzugen die großen

Gefühle. Zu diesem Schluss kommen US-Forscher nach einer Umfrage.
Doch lassen sich die Ergebnisse auch anders interpretieren.

Lewisburg (dpa) - Nach einem Streit gelingt eine Versöhnung besonders
gut, wenn die Partner miteinander reden und sich entschuldigen. Einer
US-amerikanischen Studie zufolge erscheint Kommunikation für Männer
und Frauen gleichermaßen als bester Weg, einen Streit zu lösen. Die
Wissenschaftler hatten in einer Umfrage nach dem geeignetsten
Verhalten für eine Aussöhnung gefragt. Dabei gaben Frauen zudem an,
sich eher zu versöhnen, wenn der Partner nach einem Streit auch mal
Tränen zeigt. Die Männer hingegen halten Sex für etwas effektiver.

Für die Studie befragten Psychologen zunächst 74 Männer und Frauen
danach, was sie selbst nach einem Streit machen, um sich zu
versöhnen. Das Forscherteam um Joel Wade von der Bucknell University
in Lewisburg im US-Bundesstaat Pennsylvania erstellte aus den
Antworten eine Liste mit 21 Versöhnungsstrategien. Darauf stehen
unter anderem nette Gesten, Austausch von Zärtlichkeiten,
Entschuldigungen, Kompromisse aber auch Weinen und Sex.

In einem zweiten Schritt fragten die Wissenschaftler 164 weitere
Männer und Frauen, welche dieser 21 Verhaltensweisen sie sich am
ehesten vom Partner wünschen, um sich zu vertragen. Dabei kam heraus,
dass beide Seiten Kommunikation, Entschuldigung und Vergeben als am
hilfreichsten betrachten. Doch es gab auch Unterschiede.

So landete Sex bei Männern immerhin auf Platz 13 der 21 hilfreichen
Verhaltensweisen nach einem Streit, bei Frauen nur auf Platz 16. Sie
wiederum glauben, dass Streit auch gut gelöst werden kann, wenn der
Mann weint: Platz 10 von 21. Bei Männern kam dieses Verhalten auf
Rang 19.

Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift «Evolutionary
Psychological Science» veröffentlicht wurden, decken sich den
Forschern zufolge mit grundsätzlichen Erkenntnissen über
Partnerschaft. So würden Männer in einer Beziehung besonders darunter
leiden, wenn Frauen sexuell nicht zugänglich seien.

Frauen hingegen möchten emotionale Bekenntnisse: «Wenn ein Mann
solche Verhaltensweisen zeigt, signalisiert er der Frau vielleicht,
dass er sich auch in einer Elternschaft stärker engagieren würde, was
für Frauen ein wichtiger Faktor ist», schreiben die Autoren.

Die Forscher glauben allerdings, dass Verhaltensweisen wohl auch zur
Streitsituation passen müssen. So könnte Sex eher geeignet sein, um
einen Eifersuchts-Streit beizulegen. Bei einem Streit über Geld sei
dies unwahrscheinlicher.

Gisela Steins, Professorin am Institut für Psychologie an der
Universität Duisburg-Essen, glaubt jedoch, dass die Studienteilnehmer
unter Umständen auch so geantwortet hätten, wie es den Erwartungen an
ihre Geschlechterrollen entspreche. Bei Beobachtungsstudien würde das
Verhalten von Frauen und Männern weit weniger voneinander abweichen.

«Das ist vielleicht sogar eher eine Studie, die zeigt, wie sich
amerikanische Frauen und Männer gerne selbst darstellen», sagte
Steins. «Frauen, die konventionellen Bildern entsprechen wollen,
zeigen ihre feminine Seite. Direkt Sex zu wollen, entspricht dann
nicht den Erwartungen an eine Frau.»

Grundsätzlich gelte ein größerer Beziehungsstreit in der Psychologie

als Stresssituation, die aufgelöst werden sollte. In der Studie wird
darauf hingewiesen, dass zwar in einigen Fällen eine Trennung die
beste Option sein kann. Diese würde aber unter Umständen auch mit
Kosten wie Stress, finanziellen Schwierigkeiten oder Unzufriedenheit
einhergehen. Versöhnungsstrategien hingegen hätten einen positiven
Effekt für beide Seiten so die Forscher. So hätten zum Beispiel
Menschen, die Vergeben können, gesundheitliche Vorteile.