Kassen unter Kostendruck - Wie lange bleiben die Beiträge stabil?Von Basil Wegener, dpa

Entwarnung für die Beitragszahler - doch wie lange nach der
Bundestagswahl bleibt die Finanzlage der Krankenkassen so rosig wie
heute? Es gibt neue Warnungen vor einem starken Kostenschub.

Berlin (dpa) - Die gesetzlichen Krankenkassen bleiben trotz aktueller
Entwarnung für die Beitragszahler unter Kostendruck. «Das ist die
Ruhe vor dem Sturm», sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach
der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Der
Krankenkassen-Spitzenverband mahnte, man dürfe sich wegen der derzeit
guten Finanzlage nicht in Sicherheit wiegen.

Uwe Klemens von der Verwaltungsratsspitze des Verbands, forderte vor
Journalisten in Nauen bei Berlin, «dass wir uns nicht besoffen
reden». Auf Dauer würden die Kassen-Einnahmen voraussichtlich nicht
so sprudeln wie derzeit.

Der Verwaltungsratsvorsitzende Volker Hansen sagte: «Die Zeiten mit
sprudelnden Einnahmen sollten bei allen Krankenkassen genutzt werden,
die Hausaufgaben zu machen. Das heißt: Die Kosten endlich in den
Griff zu bekommen.» An diesem Donnerstag will die
Vorstandsvorsitzende des Kassen-Verbands, Doris Pfeiffer, einen
Ausblick zur Finanzlage geben.

Rekordbeschäftigung und ausgezeichnete Konjunktur sorgen laut
Lauterbach für ein sattes Einnahmeplus. Die Zahl der Beitragszahler
stieg zuletzt deutlich an. Vergangenes Jahr fuhren die Kassen ein
Finanzplus von rund 1,4 Milliarden Euro ein. Große Kassen und ihre
Verbände hatten Anfang des Monats angekündigt, dass die Beiträge 2018
voraussichtlich stabil bleiben.

Lauterbach sagte: «In Zukunft werden die Kosten stetig
steigen.» Allein eine Kostenexplosion bei Krebsmedikamenten dürfte
nach seiner Prognose in den kommenden 15 Jahren Mehrausgaben von rund
30 Milliarden Euro verursachen. Die Barmer hatte im Juni Alarm
geschlagen: Lagen die Arzneimittelkosten bei einer typischen
Chemotherapie in den 90ern noch bei einigen Tausend Euro,
überstiegen die Kosten heute oft 100 000 Euro.

«In der kommenden Legislaturperiode müssen wir gesetzlich regeln,
dass die Arzneimittelpreise stärker reguliert werden», sagte der
SPD-Fraktionsvize. Die Patienten sollten die Medikamente weiter
bekommen, aber die Preise müssten gesenkt werden.

Kostensteigerungen gebe es auch in anderen Bereichen. Bei den
Krankenhäusern sei eine Marktbereinigung nötig. Bei vielen
Leistungen, die heute in Kliniken gemacht würden, sollten die
Patienten künftig stärker in Arztpraxen versorgt werden.