HIV-Infektion verschwiegen? Prozess eingestellt

Hat ein HIV-Positiver mit seiner Freundin «Russisch Roulette»
gespielt? Oder nahm sie das Risiko beim ungeschützten Sex bewusst in
Kauf? Ein Strafprozess in Düsseldorf sollte die Wahrheit ans Licht
bringen. Doch das misslang.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Der Prozess gegen einen HIV-Infizierten wegen
ungeschützten Geschlechtsverkehrs ist in Düsseldorf gegen Zahlung von
300 Euro an die Aids-Hilfe eingestellt worden. Der 29-Jährige war
unter Verdacht geraten, seiner Freundin die HIV-Infektion
verschwiegen und ungeschützten Sex mit ihr gehabt zu haben. Die
Ex-Freundin hatte ihn angezeigt. Doch an ihrer Version waren im
Prozess Zweifel aufgetaucht.

Amtsrichterin Bettina Brost konnte nicht ausschließen, dass es sich
bei der Anzeige wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung um
einen Racheakt der Ex-Freundin nach der Trennung gehandelt hatte. Der
Angeklagte hatte beteuert, seiner damaligen Freundin - wie seiner
jetzigen Frau - rechtzeitig von seiner HIV-Infektion erzählt zu
haben.

Ein Uni-Mediziner stufte die Ansteckungsgefahr wegen der kaum
nachweisbaren Virenlast als verschwindend gering ein. Die Ehefrau
sagte aus, ihr Mann habe sie tatsächlich rechtzeitig von der
Infektion unterrichtet und sie habe das Risiko in Kauf genommen.
Weder sie noch ihr gemeinsames Kind hätten sich angesteckt.

Die Ex-Freundin soll nach dem ersten Prozesstag ihr Konto bei
Facebook gelöscht haben. Dort soll sie dem Angeklagten und seiner
neuen Partnerin gedroht haben, sie werde dem Paar das Leben zur Hölle
machen. Die Beweise, die das belegen können, seien durch die Löschung
leider verschwunden, sagte die Verteidigerin des Angeklagten.