Weltdrogenbericht zeichnet düsteres Bild - Anbau von Kokain wächst

Die Drogen-Fahnder haben einen schweren Job. Trotz aller Bemühungen
ist der Milliarden-Markt für Rauschgift stabil oder gar steigend. 250
Millionen Menschen greifen laut UN zu illegalen Drogen.

Wien (dpa) - Der illegale Handel mit Opium und Kokain nimmt nach
Angaben der Vereinten Nationen deutlich zu. So hat nach längerem
Rückgang die Anbaufläche für die Koka-Pflanze in Südamerika in den

vergangenen Jahren um 30 Prozent zugelegt. Dies geht aus dem
Weltdrogenbericht der Vereinten Nationen (UN) hervor, der am
Donnerstag veröffentlicht wurde. Dies sei vor allem auf die
Entwicklung in Kolumbien zurückzuführen.

Zugleich sei wegen einer besseren Ernte die Opium-Produktion binnen
Jahresfrist um 30 Prozent auf 6380 Tonnen geklettert. Gerade in
Nordamerika steige offenbar die Zahl der Heroinsüchtigen. Auch in
Europa bleibt der Drogenhandel ein Milliardengeschäft. Experten gehen
davon aus, dass allein in Europa Drogen im Schwarzmarktwert von 20
bis 30 Milliarden Euro verkauft werden. Das Darknet, ein
abgeschirmter Bereich des Internets, spiele dabei eine immer
bedeutendere Rolle, heißt es in dem Bericht.

250 Millionen Menschen greifen demnach weltweit zu illegalen
Rauschgiften. 29,5 Millionen hätten schwere Krankheiten wie Hepatitis
C und Tuberkulose oder seien HIV-infiziert. Nur jeder sechste Kranke
werde angemessen behandelt. Mindestens 190 000 Menschen sterben den
Angaben zufolge jedes Jahr vorzeitig wegen ihrer Drogensucht.

Das Zentrum des Opium-Anbaus weltweit bleibt Afghanistan. Unter der
Kontrolle der radikalislamischen Taliban wurde dort das Rauschgift
zuletzt auf 200 000 Hektar angebaut. Nur mehrere Hundert Hektar
wurden von den Behörden zerstört. So wenig wie nie in den vergangenen
zehn Jahren. «Die Fähigkeit der Sicherheitskräfte, die Drogen zu
entdecken, ist gesunken», sagte UN-Expertin Angela Me in Wien. Nach
ihren Worten verdienen die Taliban zwischen 150 und 200 Millionen
Dollar jährlich am Drogenhandel. Das sei etwa die Hälfte der
Einkünfte der Terroristen.

Cannabis bleibt die weltweit am häufigsten konsumierte Droge. 183
Millionen Menschen greifen laut UN zu Haschisch oder Marihuana. Vor
allem in Nord- und Südamerika nehme die Zahl der Cannabis-Nutzer zu,
in Europa verharre sie auf hohem Niveau. In Deutschland wurden dem
Bericht zufolge 2015 rund 145 000 Pflanzen in 900 kleinen oder
größeren Gewächshäusern oder auf Feldern von den Behörden zerst
ört.
In Albanien, dem Hauptproduktionsland von Cannabis in Europa, wurden
550 000 Pflanzen an 2000 Standorten vernichtet.

Laut EU-Drogenmarktbericht 2017 wurde zuletzt in Europa Cannabis im
Schwarzmarktwert von neun Milliarden Euro, Heroin im Umfang von
sieben Milliarden Euro und Kokain für 5,7 Milliarden Euro abgesetzt.

Die Route über den Balkan ist laut UN weltweit der wichtigste Pfad
für den Schmuggel von Opiaten wie Heroin und Morphin. Dort wurde 2015
mit einem Plus von 40 Prozent deutlich mehr von diesem Rauschgift
sichergestellt als im Jahr zuvor. Der Flüchtlingsstrom veranlasse die
Schmuggler nun, eher auf andere Wege wie die Kaukasus-Route
auszuweichen, die die Türkei umgehe, heißt es in dem Report weiter.

Dank verbesserter internationaler Zusammenarbeit gelinge es den
Fahndern nun besser, die Ware abzufangen. So sei 2015 schätzungsweise
rund die Hälfte des vorhandenen Kokains beschlagnahmt worden. Das sei
ein Rekord gewesen. Während zwischen 1980 und 1997 nur etwa zehn
Prozent der Opiate sichergestellt worden seien, sei dieser Anteil in
der Zeit zwischen 2009 und 2015 auf rund 30 Prozent gestiegen.