Gesundheitsminister: Pflegeberufe müssen attraktiver werden

Die Gesellschaft wird immer älter, die Zahl der Pflegebedürftigen
größer und die Belastung des Pflegepersonals höher. Die
Gesundheitsminister suchen Antworten darauf. Dabei geht es auch um
die Attraktivität des Pflegeberufes.

Berlin/Bremen (dpa) - Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU)
verspricht sich von dem neuen Gesetz zur Reform der Pflegeberufe
einen wichtigen Beitrag, um dem Fachkräftemangel im Pflegebereich
entgegenzuwirken. Das Gesetz werde eine Modernisierung des
Pflegeberufes bringen, die dem zukünftigen Arbeitsplatz gerecht
werde, sagte Gröhe am Mittwoch am Rande der
Gesundheitsmisterkonferenz in Bremen. Notwendig seien mehr
Fähigkeiten etwa bei der Begleitung Demenzkranker. Der Bundestag will
am Donnerstag über den Gesetzentwurf entscheiden.

Gröhe, der Gast der Gesundheitsmisterkonferenz in Bremen war,
betonte, mit dem Gesetz werde auch das Schulgeld in der Altenpflege
abgeschafft. «Ein Mangelberuf, in dem wir teilweise noch Schulgeld
haben, das wird dann endlich der Vergangenheit angehören.» Die
Gewerkschaft Verdi übergab den Ministern am Donnerstag eine Liste mit
über 200 000 Unterschriften, um auf die knappen Personalressourcen in
Krankenhäusern und stationären Altenpflegeeinrichtungen hinzuweisen.

Allein für die Krankenhäuser müssten in einem Sofortprogramm 20 000
zusätzliche Vollzeitstellen für Pflegefachkräfte geschaffen werden,
mahnte die Gewerkschaft. Bei der Altenpflege müsse ein
bundeseinheitlicher Personalschlüssel erarbeiten werden. Bis dahin
sei es für den Übergang notwendig, dass in stationären Einrichtungen

eine Pflegekraft für zwei Bewohner zuständig sei. Der Beruf müsse f
ür
junge Menschen attraktiv gemacht werden, forderte Jörn Bracker,
Verdi-Gewerkschaftssekretär für Bremen-Niedersachsen: «Im Moment ist

das alles andere als ein Traumberuf, wenn man sich die Bezahlung und
die Arbeitsbedingungen anschaut.»

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz wies auf die besondere Lage
Demenzkranker in Krankenhäusern hin. «Für dementiell Erkrankte gilt
das Krankenhaus als gefährlicher Ort. Ihre Demenz wird oft nicht
erkannt oder berücksichtigt», kritisierte Stiftungsvorstand Eugen
Brysch. Es fehle an speziell geschultem Personal, das Demenzkranke in
der Klinik dauerhaft betreue.

Der Bundespatientenbeauftragte Karl-Josef Laumann (CDU) sieht auch
Nachbesserungsbedarf bei der Berücksichtigung von
Patientenbeschwerden. Zwar ermöglichen es mehr als 90 Prozent der
Kliniken den Patienten, sich zu beschweren, und bearbeiten die Kritik
auch systematisch. Doch mangelt es in vielen Krankenhäusern an
ausreichend Personal dafür. Das ergab eine der Deutschen
Presse-Agentur vorliegende Studie des AQUA-Instituts für Qualität im

Gesundheitswesen im Auftrag Laumanns.