Betrug mit Krebsmitteln: Schweigsamer Apotheker bleibt in U-Haft

Bottrop (dpa/lnw) - Ein Bottroper Apotheker, der massenhaft
Krebsmedikamente in betrügerischer Absicht zu niedrig dosiert haben
soll, muss länger in Untersuchungshaft sitzen als üblich. Die
Staatsanwaltschaft hat beim Oberlandesgericht (OLG) Hamm erfolgreich
eine Verlängerung über die normalen sechs Monate hinaus erreicht.

Der Mann sitzt seit Ende November in Haft. Ihm werden
Abrechnungsbetrug und Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz
vorgeworfen. Er soll bei mehr als 50 000 Infusionen die Wirkstoffe zu
gering dosiert und Krankenkassen um 2,5 Millionen Euro betrogen
haben. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wurde dadurch die
Qualität der Präparate gravierend gemindert oder völlig aufgehoben.
Der Apotheker schweigt zu den Vorwürfen. Aufgeflogen war die Sache
Ende 2016.

Nach dem bisherigen Ermittlungsergebnis sei der Beschuldigte dringend
verdächtig, erklärte das OLG Hamm seine Entscheidung in einer am
Mittwoch veröffentlichten Mitteilung. Es bestehe Fluchtgefahr, weil
der Mann mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen müsse. Außerdem
sei es nicht möglich gewesen, schneller zu ermitteln.

Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft ist es unter anderem
schwierig nachzuweisen, welche oder ob alle Patienten gestreckte
Infusionen bekamen, und ob es Folgen hatte.

In Deutschland versorgen Onkologie-Schwerpunktapotheken Patienten
nach erfolglosen Standardtherapien individuell mit Medikamenten.