Smartphone-Apps fürs richtige Sprechen -zuviel ist schlecht

Digitale Angebote werden auch bei der logopädischen Therapie
zunehmend genutzt. Allerdings ist das Angebot noch sehr überschaubar.
Und die Smartphones sind fürs Sprechen nicht nur ein Segen.

Mainz (dpa) - Smartphones und Tablets spielen auch in der Logopädie,
der medizinischen Sprachheilkunde, eine immer wichtigere Rolle.
Spezielle Apps etwa sollen Patienten beim Üben helfen. Allerdings sei
die Zahl der deutschsprachigen Angebote noch sehr überschaubar,
berichtete der Bundesverband für Logopädie zum Auftakt seines
Jahreskongresses am Donnerstag in Mainz.

Dabei sehen die Logopäden klare Vorteile: Gerade Patienten, die jeden
Tag Übungen praktizieren sollen, könnten Apps als Ergänzung zur
Therapie in einer Praxis nutzen, erklärte Juliane Mühlhaus, Logopädin

an der Technischen Universität in Dortmund. Davon profitieren könnten
insbesondere ältere Patienten, die nicht mehr so mobil seien.

Zu den Risiken zählt Mühlhaus den Datenschutz. Es seien noch keine
Standards entwickelt worden, um den Schutz der Patientendaten oder
auch die Qualität und Bedienbarkeit der Angebote bewerten zu können.
Auch solle die Digitalisierung in der Ausbildung zukünftiger
Logopäden sowie bei der Fort- und Weiterbildung einen wichtigen Platz
einnehmen.

Dietlinde Schrey-Dern, Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes für
Logopädie, weist außerdem darauf hin, dass digitale Medien einen
indirekten Einfluss auf den Spracherwerb von Kindern hätten.
Sprachfähigkeit der Kinder entwickele sich im und durch den Dialog
mit anderen, sagte Schrey-Dern. «Dabei können die neuen digitalen
Medien durchaus stören, wenn dadurch die notwendige Kommunikation
unterbunden oder stark reduziert wird.»

Warte ein Vater zum Beispiel mit seinem Sohn an einer Bushaltestelle,
solle er dem Kind erklären, was um sie herum passiere. Etwa: Da kommt
der Bus, wir können einsteigen. «Wenn er stattdessen nur mit seinem
Handy beschäftigt ist, fehlen solche Dialoge. Dies wirkt sich auf den
Wortschatz des Kindes ebenso negativ aus wie auf seine sprachliche
Entwicklung insgesamt», sagte Schrey-Dern.