Mehr als 900 Todesopfer wegen Cholera-Epidemie im Jemen

Die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen im Bürgerkriegsland Jemen
sind zerstört. Sauberes Wasser gibt es für viele nicht.
Dementsprechend schnell breitet sich eine Cholera-Epidemie aus.

Sanaa (dpa) - Die Cholera-Epidemie im Jemen breitet sich weiter mit
großer Geschwindigkeit aus. In den vergangenen zwei Wochen sei die
Zahl der Todesopfer auf mehr als 920 gestiegen und habe sich damit
fast verdoppelt, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am
Montag mit. Alleine am Sonntag und Montag seien 64 Menschen
gestorben.

Seit Ende April haben sich bereits mehr als 124 000 Menschen in dem
bitterarmen Bürgerkriegsland mit der Infektionskrankheit angesteckt
- vor allem in den Provinzen Hadscha, Hodeida und Amran sowie in der
Hauptstadt Sanaa im Norden des Jemen. Fälle seien in 20 der 22
Provinzen verzeichnet worden.

Insgesamt lebten in den Epidemie-Gebieten 7,6 Millionen Menschen. Die
UN schätzt, dass sich in den nächsten sechs Monaten etwa 300 000
Leute anstecken könnten. Cholera verursacht starken Durchfall und
Erbrechen und ist besonders für Kinder, Alte und Kranke
lebensbedrohlich. In Sanaa gilt wegen des Ausbruchs seit Mai der
Ausnahmezustand.

Im Jemen tobt seit drei Jahren ein heftiger Bürgerkrieg zwischen
Aufständischen und der international anerkannten Regierung des
Landes. Schiitische Huthi-Rebellen kontrollieren große Teile des
Landes, darunter die Hauptstadt Sanaa. Eine sunnitische Allianz unter
Führung Saudi-Arabiens fliegt Luftangriffe gegen die Rebellen.

Die Bombardements trafen oft die Infrastruktur des Landes. Mehr als
die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen wurden wegen der Kämpfe
zerstört. Die humanitäre Situation ist katastrophal. Viele Menschen
haben kaum Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen.