Nobelpreisträger zur Hausen enttäuscht über Prävention in Deutschla nd

Schwerin (dpa/mv) - Der Nobelpreisträger für Medizin, Harald zur
Hausen; ist enttäuscht über die Präventionslage in Deutschland. «Ic
h
fände eine Impfpflicht von der Sache her richtig», sagte der Virologe
am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg am Freitag in
Schwerin. Dort ist er am Samstag Gast einer Konferenz des
Hartmannbundes. Die Impfpflicht sei derzeit aber politisch nicht
durchsetzbar, meinte der 81-Jährige, der sich in das Goldene Buch der
Stadt eintrug. Zur Hausen hatte 2008 den Nobelpreis für Medizin
erhalten, weil er den Zusammenhang von Viren und Gebärmutterhalskrebs
entdeckte. Seit 2006 gibt es einen Impfstoff gegen
Gebärmutterhalskrebs, eine der häufigsten Krebserkrankungen bei
Frauen.  

Im Vergleich zu Skandinavien, zu Holland oder England sei die
Impfsituation von Mädchen und jungen Frauen in Deutschland schlecht.
Maximal 40 Prozent von ihnen würden je nach Bundesland geimpft.
Sachsen sei das einzige Land, das auch Jungen und Männer zwischen 15
und 40 Jahren impfe. Männer gelten als Hauptüberträger der Krankheit,

weil sie in dieser Altersgruppe im Schnitt mehr Sexualpartner haben
als Frauen, wie der Mediziner sagte. In Deutschland würden jährlich
2400 bis 2500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkranken. Knapp 100 000
vorbeugende Operationen würden durchgeführt, die durch eine Impfung
ebenfalls verhindert werden könnten. Als Skandal bezeichnete es zur
Hausen, dass es trotz Impfmöglichkeiten in Deutschland noch Masern
gebe, sogar mit Todesfällen.