Birkenstock-Chef unterliegt in Streit um Foto der Tochter

Eine Künstlerin sucht sich ein Kinderfoto aus der Werbung und
verwendet es für eine Ausstellung. Die Eltern des Kindes wollen das
verbieten lassen. Das Hamburger Landgericht musste
Persönlichkeitsrechte des Mädchens gegen die Kunstfreiheit abwägen.

Hamburg (dpa) - Im Streit um die Nutzung eines Kinderfotos hat der
Chef des Sandalenherstellers Birkenstock, Oliver Reichert, aufs Neue
eine Niederlage vor Gericht einstecken müssen. Die Pressekammer des
Landgerichts Hamburg habe es abgelehnt, gegen die norwegische
Künstlerin Ida Ekblad eine einstweilige Verfügung zu erlassen, sagte
ein Gerichtssprecher am Mittwoch.

Ekblad hatte den Ausschnitt eines Foto von Reicherts Tochter für eine
Ausstellung verwendet, die im Februar in Hamburg eröffnet worden war.
Das Bild zeigte ein lachendes Mädchen mit Zahnlücke. Die Familie
hatte per einstweiliger Verfügung erreicht, dass die Ausstellung im
Kunsthaus zeitweise geschlossen werden musste. Am 14. April hatte die
Kammer diese Anordnung jedoch mit einem Urteil wieder aufgehoben.

Das Gericht habe nun erneut eine Güterabwägung zwischen dem
Persönlichkeitsrecht des Mädchens und der Kunstfreiheit vorgenommen,
sagte der Gerichtssprecher. Weil das Foto schon vorher massenmedial
verbreitet worden sei, fiel sie zugunsten der Kunstfreiheit aus. Das
Ganzkörperbild, das das Mädchen mit zwei anderen Kindern beim
Überqueren einer Straße zeige, sei schon als großes Werbeplakat in
Berlin präsentiert und im Katalog für Kinderschuhe gezeigt worden.

Auch in einem Film und auf Instagram sei das Mädchen mit seinem
Einverständnis zu sehen gewesen. Je mehr man sich selbst bewusst der
Öffentlichkeit zuwende, desto mehr müsse man es hinnehmen, wenn
andere des Bild verwendeten, entschied die Pressekammer.

Die 1980 geborene Künstlerin hatte das Foto ausgewählt, weil sie
fand, das kleine Mädchen sehe ähnlich aus wie sie selbst als Kind.
Die Eltern befürchten, die Kontrolle darüber zu verlieren, in welchem
Kontext das Foto der Sechsjährigen gezeigt wird.