«Er war stinksauer» - Werbevertrag mit Sascha Hehn Fall fürs Gericht Von Paul Winterer, dpa

Die Sache scheint ihm wichtig zu sein. Obwohl er gar nicht hätte
kommen müssen, hat Sascha Hehn den Prozess um die Provision für einen
Werbevertrag mit ihm persönlich verfolgt. Seine frühere Agentin will
25 000 Euro. Die Entscheidung fällt in gut zwei Wochen.

Traunstein (dpa) - Kommt er oder kommt er nicht? Diese Frage stellten
sich am Dienstag etliche Prozessbeobachter am Landgericht Traunstein.
Dort wurde um die Provision für den Werbevertrag eines großen
Elektronikmarktes mit dem Schauspieler Sascha Hehn («Traumschiff»)
gestritten. Und tatsächlich erschien der 62-Jährige vor der
Zivilkammer - obwohl er gar nicht hätte kommen müssen. Er sagte
allerdings in der knapp einstündigen Verhandlung so gut wie nichts.

Im weißen Hemd, grauer Trachtenjacke und blauer Jeans betrat Hehn das
Gericht in Begleitung seines Anwalts Stefan v. Moers erst kurz vor
Sitzungsbeginn. Fotos lehnte er ebenso ab wie eine Stellungnahme. Es
gebe Wichtigeres als diesen Prozess, meinte er. «Trump schickt gerade
ein Atom-U-Boot nach Nordkorea.» Darüber müsse berichtet werden.

In dem Verfahren klagt Hehns Ex-Agentin auf Zahlung von 25 000 Euro.
Sie behauptet, im Herbst 2015 den Werbevertrag über eine
sechsstellige Summe mit dem Unternehmen ausgehandelt zu haben. Der
Schauspieler hält dagegen, er selbst habe den Deal abgeschlossen.

Sascha Hehn ist spätestens seit der in den 1980er Jahren
ausgestrahlten ZDF-Serie «Schwarzwaldklinik» einem breiten Publikum
bekannt. Darin spielte er den Arzt Udo Brinkmann, Filmsohn von
Chefarzt Prof. Klaus Brinkmann, dargestellt von Klausjürgen Wussow.
2014 trat Hehn die Nachfolge von Siegfried Rauch als Kapitän Victor
Burger in der ZDF-Reihe «Das Traumschiff» an.

Sowohl Hehns Lebensgefährtin als auch die Vertreterin einer TV-Firma,
die für den Elektronikmarkt arbeitet, sagten als Zeuginnen aus, dass
der 62-Jährige seine Ex-Agentin nicht ermächtigt habe, den Vertrag
auszuhandeln. Sascha Hehn sei bei Telefonaten mit der Frau zunehmend
verärgert gewesen. «Er war sauer, stinksauer», sagte Hehns Freundin,

die während der Telefonate damals im Büro neben ihm saß.

Hehn sei fassungslos gewesen, als er erfahren habe, dass seine
Ex-Agentin mit dem Elektronikmarkt verhandelte, ohne einen Auftrag
dafür zu haben, gab seine Lebensgefährtin zu Protokoll. Als die
Agentin in einem Telefonat 20 Prozent Gage für den Werbevertrag
gefordert habe, sei Hehn laut geworden und habe aufgelegt.

Ein Geheimnis blieb der Betrag, den Sascha Hehn für den Werbespot
erhielt. Weder die Vertreterin der TV-Firma noch der Anwalt des
Schauspielers wollten die Summe nennen. Die Zeugin versicherte aber,
dass es weniger als die mehrfach genannten 160 000 Euro gewesen
seien. Die Prozessparteien verständigten sich nun darauf, dass der
tatsächliche Betrag lediglich in einer sogenannten schriftlichen
Einvernahme festgehalten wird. Nach knapp 60 Minuten war die
Verhandlung zu Ende. Das Urteil wird am 11. Mai verkündet.