Psychisch kranke Straftäter im Schnitt knapp 2550 Tage in Klinik

Berlin (dpa/bb) - Psychisch kranke Straftäter mussten in Berlin im
bislang im Schnitt 2543 Tage in einer Klinik bleiben. Das waren knapp
sieben Jahre, wie aus einer Antwort der Senatsverwaltung für
Gesundheit auf eine parlamentarische Anfrage des FDP-Abgeordneten
Marcel Luthe hervorgeht. Die Angabe bezog sich auf alle Patienten,
die Ende 2015 im Maßregelvollzug saßen. Menschen, deren Aufenthalt
dort 2015 endete, waren mit durchschnittlich 3611 Tagen noch länger
drin. Wegen einer Gesetzesänderung im Jahr 2016 lagen keine neueren
Zahlen vor.

In psychiatrischen Krankenhäusern werden laut Strafgesetzbuch
Menschen untergebracht, die vermindert oder gar nicht schuldfähig
sind, aber rechtswidrige Taten verübt haben. Gerichte ordnen die
Unterbringung an, wenn der Täter für die Allgemeinheit eine Gefahr
darstellt.

Abgeordneter Luthe sagte, die jahrelange Unterbringung in der
Psychiatrie spreche nicht für den Erfolg einer Heilung. «Es muss viel
enger therapeutisch mit den Betroffenen gearbeitet werden.»

Täter, bei denen die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt wegen
Alkohols oder Drogen per Gerichtsbeschluss angeordnet wurde,
verbrachten dort im Schnitt 842 Tage.

2016 trat nach der Antwort das neue Gesetz über Hilfen und
Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten in Kraft. Darin seien
auch Möglichkeiten für Beschwerden Betroffener festgeschrieben. Zudem
biete die Vereinigung Berliner Strafverteidiger eine kostenfreie
Beratung für Menschen an, die im Maßregelvollzug untergebracht sind.