Sensation in Filderstadt: Drillinge ohne Kaiserschnitt geboren

Keine künstliche Befruchtung, kein Kaiserschnitt: Die Drillinge Nour,
Manar und Taha - geboren am 16. Februar in Filderstadt - sind eine
echte Rarität.

Filderstadt (dpa/lsw) - Sie heißen Nour, Manar und Taha, wiegen
zwischen 1700 und 2500 Gramm - und sie sind eine kleine Sensation:
Die Mutter brachte die Drillinge in einer Klinik in Filderstadt
(Kreis Esslingen) ohne Kaiserschnitt zur Welt. «Sie kamen in der
35. Woche, das ist außergewöhnlich», sagte Hauke Schütt, Chefarzt
der
Gynäkologie der Filderklinik, am Donnerstag. Die weitaus meisten
Drillinge würden schon einige Wochen früher und fast immer per
Kaiserschnitt geholt. Zudem handelte es sich nicht um eine künstliche
Befruchtung.

«Das ist schon eine extreme Rarität», bestätigte Marie-Louise Paul

vom ABC-Club, einer Initiative für Drillings- und andere
Mehrlingsfamilien. Bei den rund 1000 Mehrlingsfamilien, die der
Verein betreut, ist ihr nur ein Fall bekannt, bei dem die Drillinge
nicht per Kaiserschnitt auf die Welt kamen. Laut dem Präsidenten des
Berufsverbandes der Frauenärzte, Christian Albring, ist eine deutlich
zu frühe Geburt bei Drillingen eigentlich die Regel. «Dabei wird man
einerseits versuchen, den Zeitpunkt der Geburt so weit wie möglich
hinauszuzögern, damit sich die Kinder noch im Mutterleib entwickeln
können», sagte er. Andererseits müsse die Schwangerschaft aber auch
beendet werden, bevor Mutter und Kinder einen gesundheitlichen
Schaden nähmen.

«Ich dachte, ich bekomme Zwillinge, erst bei der dritten Untersuchung
stellten die Ärzte einen dritten Herzton fest», berichtete die 35
Jahre alte Mutter Asma Ben Hadj Mohamed. «Ich war überrascht und
hatte auch etwas Angst.» Sie stammt aus Tunesien und lebt mit ihrem
Mann seit eineinhalb Jahren in Deutschland. Bereits seit Ende
Dezember wurde sie in der Klinik betreut. Die Geburt am 16. Februar
begleiteten rund 25 Ärzte, Hebammen und Krankenschwestern. «Dafür
mussten wir alle Kräfte mobilisieren», sagte Schütt. Die zwei Mädch
en
und der Junge kamen innerhalb von 49 Minuten zur Welt. Alle drei
Kinder sind gesund und mussten nicht beatmet werden.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Mehrlingsgeburt wird laut dem
Berufsverband der Frauenärzte nach der Hellin-Regel geschätzt. Danach

liegt die Wahrscheinlichkeit für Drillinge bei 1 zu 7000.
Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes kamen 2015 rund 250
Drillinge zur Welt. Die Zahl hat sich vor allem durch künstliche
Befruchtungen seit Mitte der 1980er-Jahren erhöht. Davor lag sie bei
etwa hundert Geburten im Jahr.