Schulkrankenschwestern sind «echt cool» - Modellprojekt Von Georg-Stefan Russew, dpa

Beim Sportunterricht oder beim Toben auf dem Pausenhof verletzt? An
20 märkischen Schulen kann nun eine Schulkrankenschwester helfen. In
dem Modellprojekt geht es auch um Chancengleichheit für Kinder.

Frankfurt (Oder) (dpa/bb) - Die ersten Pflaster wurden bereits
geklebt: Seit dem 6. Februar sind neun Schulkrankenschwestern und ein
-pfleger an insgesamt 20 märkischen Schulen aktiv. Nun wurde das
Modellprojekt offiziell gestartet. «Ich kann mir meine Schule ohne
unsere Krankenschwester gar nicht mehr vorstellen», sagte die
Rektorin der Frankfurter Lenné-Grundschule, Petra Kreusch, am
Donnerstag. «Unsere Krankenschwester ist ein echter Zugewinn, gibt
uns Lehrern, Eltern und Schülern ein Stück mehr Sicherheit.»

Bisher wurden Schüler, denen es nicht gut ging, im Sekretariat
«geparkt». «Wir haben dann versucht, die Eltern zu erreichen, damit
sie ihr Kind abholen. In dringenden Notfällen haben wir auch schon
einen Notarztwagen angefordert», sagte Kreusch. Mit Annegret Altmann
gebe es eine medizinisch versierte Ansprechpartnerin für kleine und
große Notfälle. «Außerdem können wir sie bei der Prävention
frühzeitig einbeziehen», erklärte die Rektorin.

Annegret Altmann ist ein «Kumpeltyp» und stammt aus Berlin. Sie ist
für ihren neuen Job in die Frankfurter Region gezogen. «Ich habe von
einem Bekannten aus der Berliner Charité, die das Schwestern-Projekt
begleitet, gehört, dass Leute gesucht werden und war gleich Feuer und
Flamme», erklärte sie. Altmann wollte raus aus dem
Krankenhaus-Alltag, wollte mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. «In
der Klinik waren die Leute meist schon sehr krank, wenn ich mit ihnen
zu tun hatte. Ich wollte was Neues machen, wollte schon eingreifen,
bevor jemand ernsthaft erkrankt.»

Jetzt ist sie für 343 Grundschüler und eine ähnlich große Zahl von

Oberschülern zuständig. «An zwei Tagen in der Woche bin ich an der
Lenné-Schule, den Rest an der Ulrich von Hutten-Oberschule.» Ihr
Aufgabenspektrum reicht von der «Verarztung» einer triefenden Nase
über die Versorgung von Schürfwunden bis zu Bauchschmerzen. Dass sie
ein «Kumpeltyp» sei, sei für ihre Arbeit hilfreich. Da könne sie
schon mal mit dem erhobenen Zeigefinger agieren, ohne dass ihr das
ihre Schützlinge krumm nähmen. Die elfjährige Leni Klame nickt: «Da
s
ist echt cool, dass Frau Altmann uns Kindern hilft.»

Auch Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) und Bildungsminister
Günter Baaske (SPD) zeigen sich auf einer Stippvisite am Donnerstag
in der Lenné-Schule beeindruckt. «Das Schulkrankenschwestern-Projekt
ist wirklich toll», sagten beide übereinstimmend. Golze ist selbst
Mutter. Vor kurzem habe sich ihre Tochter einen Arm in der Schule
gebrochen und wenig später einen Zahn ausgeschlagen. «In solchen
Fällen kann man sich als Eltern nur glücklich schätzen, wenn gleich
eine Krankenschwester zur Stelle ist», sagte die Linkspolitikerin.

Für Baaske geht es auch um Chancengleichheit. Studien belegten klar
einen Zusammenhang zwischen Gesundheits- und Bildungserfolg, sagte
er. Demnach lernen Mädchen und Jungen am besten, wenn auch ihren
Gesundheitsbedürfnissen in angemessener Form nachgegangen werde. In
sozial schwächeren Familien gebe es da oft Defizite.

Das «Schulkrankenschwester»-Projekt läuft vorerst bis zum 31. Oktober

2018. Die Kosten belaufen sich auf rund 1,1 Millionen Euro, die
anteilig von der AOK Nordost, der Unfallkasse und dem Land übernommen
werden. «Nach einer Projektauswertung der Charité hoffen wir, dass
der Bund sich beeindrucken lässt und das Modell deutschlandweit zur
Regel werden lässt», erklärte Golze.