Merkel für Gespräche mit Arbeitgebern über Depressionen

Immer mehr Menschen erleiden einen Burnout, sagt die Kanzlerin.
Hinter diesem Erschöpfungssyndrom stehen oftmals Depressionen. Nun
will sie Aufklärung darüber. Ebenso über Antibiotika-Resistenzen.

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht großen
Handlungsbedarf für die Aufklärung über Depressionen - und für
Gespräche mit Arbeitgebern darüber. Viele Menschen trauten sich
nicht, über Depressionen zu sprechen und kehrten eine Erkrankung
unter den Teppich, sagte Merkel am Mittwoch bei einer mit
internationalen Experten besetzten Konferenz im Kanzleramt unter dem
Titel «Was Menschen wichtig ist - Globale Gesundheit und Innovation».

Merkel sagte, vom Kanzleramt bis zu Behörden und Unternehmen solle
über Entstigmatisierung (Abbau von Vorurteilen) gesprochen werden:
«Es ist in der Tat ein Thema, das uns alle zu Entwicklungsländern
macht.» Es leuchte jedem ein, wie eng physische und mentale
Krankheiten zusammenhingen. «Gesundheit hat sehr viel mit der eigenen
Würde zu tun», sagte Merkel. Das Burnout-Problem, ein
Erschöpfungssyndrom, nehme rapide zu.

Die Veranstaltung im Kanzleramt, das sogenannte Internationale
Deutschlandforum, ist eine Plattform für interdisziplinären und
interkulturellen Dialog zu weltweit relevanten Zukunftsfragen.

Teilnehmer am Mittwoch baten Merkel, «Reklame für psychische
Gesundheit am Arbeitsplatz machen». Depressionen seien kein
esoterisches Randthema. Ein «Führungsstil am Arbeitsplatz» könne zu

psychischen Erkrankungen führen. Für Effizienz und Kosten bei
Unternehmen und Behörden sei es wichtig, Risiken für psychische
Belastungen zu senken. Hilfe könne etwa im Arbeitsschutzgesetz
verankert werden. Die Prävention müsse dringend schon bei Kindern und
Jugendlichen ansetzen. Über Gefahren von Drogen und Alkohol würden
sie früh aufgeklärt - nicht aber über seelische Erkrankungen.

Merkel versicherte, dass sich sowohl die großen Industrienationen
(G7) - sie tagen das nächste Mal im Mai in Italien - als auch die
Industrie- und Schwellenländer (G20) - sie kommen im Juli unter
deutscher Präsidentschaft in Hamburg zusammen - um die
Gesundheitsfragen kümmern werden. Unter anderem geht es um das
gemeinsame Vorgehen bei länderübergreifender Ausbreitung von
Infektionskrankheiten und um eine Einschränkung des
Antibiotika-Einsatzes in der Landwirtschaft, um Resistenzen gegen
Antibiotika bei Tieren und Menschen zu reduzieren.

Merkel sagte, wenn Hühner mehr Platz hätten, würde ihnen weniger
Antibiotika gegeben werden müssen. Wenn dann von Kostensteigerungen
für die Erweiterung von Ställen gesprochen werde, wolle sie gern
berechnen lassen, wie viel Geld ausgegeben werden müsse, um eine
Antibiotika-Resistenz wieder zu überwinden - was außerdem Jahre
dauere. «Das muss man dann ganz hart in ein Verhältnis setzen.»