Gesetz für Lohngerechtigkeit: wichtiger Schritt oder zahnloser Tiger?

Berlin (dpa) - Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat ihren
Gesetzentwurf für mehr Transparenz bei den Gehältern als wichtigen
Schritt für mehr Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen
verteidigt. Viele Frauen erführen derzeit nur durch Zufall, dass
Männer auf der gleichen Position besser bezahlt würden, sagte
Schwesig am Donnerstag bei der ersten Lesung im Bundestag. Ein
Anspruch auf Auskunft soll deshalb mehr Transparenz schaffen. «Es
geht um die Anerkennung der Leistung von Frauen.»

Derzeit beträgt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen nach
Schwesigs Angaben in Deutschland 21 Prozent. Dies liegt zum großen
Teil daran, dass Frauen mehr Teilzeit und in generell schlechter
bezahlten Jobs, etwa in Pflegeberufen, arbeiteten. Rechnet man diese
Faktoren heraus, beträgt der Unterschied immer noch 7 Prozent.

Ein Auskunftsanspruch über die Kriterien der Bezahlung soll künftig
in Betrieben ab 200 Beschäftigten gelten. Die Opposition kritisiert,
dass damit weniger als die Hälfte aller Frauen in Betrieben erfasst
würden. Auch Schwesig hatte ursprünglich den Auskunftsanspruch für
alle Beschäftigten gewollt, das war mit der Union aber nicht zu
machen.

Damit lasse Schwesig «die Mehrheit der Frauen im Regen stehen», sagte
Cornelia Möhring für die Linksfraktion. Es wäre besser, wenn das
Gesetz gar nicht vom Bundestag verabschiedet würde. Für die Grünen
sagte Katja Dörner, der Gesetzentwurf sei ein «zahnloser Tiger». Er
streue den Frauen «Sand in die Augen, weil nicht drin ist, was drauf
steht.»