Versicherung meldet sich nicht - Geschädigter bekommt hohe Summe

Augsburg (dpa) - Weil sich nach einem Verkehrsunfall weder der
Verursacher noch dessen Versicherung beim Geschädigten meldete, hat
das Amtsgericht Augsburg dem Unfallopfer eine ungewöhnlich hohe
Entschädigung für das demolierte Auto zugesprochen. Nach dem am
Mittwoch veröffentlichten Urteil bekommt der Kläger für den
Nutzungsausfall seines Wagens 2310 Euro für 66 Tage. Die Versicherung
wollte hingegen nur ein Drittel davon zahlen (Az. 73 C 1649/16).

Wie Gerichtssprecherin Andrea Laser berichtete, wurde der Kläger nach
dem Unfall sofort in eine Klinik gebracht. Er kannte daher weder den
Unfallverursacher noch dessen Versicherung. Vielmehr musste er sich
die Daten später erst über die Polizei besorgen, dies dauerte Wochen.
Erst danach konnte er sich um die Schadensregulierung kümmern. Die
Versicherung ersetzte zwar den schrottreifen Wagen, nicht aber den
Nutzungsausfall von mehr als zwei Monaten.

Die Versicherung gab dem Geschädigten die Schuld an der langen
Abwicklung. Sie behauptete, ein Mitarbeiter habe schon zwei Tage nach
dem Unfall mit dem Autobesitzer telefoniert. Diese Darstellung habe
das Gericht nicht geglaubt, sagte Laser. «Die vorgelegte Telefonnotiz
enthielt weder ein Datum, noch die Nummer des Klägers.» Zudem habe
der Sachbearbeiter dem Gericht keine Details mitteilen können.

Die Versicherung wurde deswegen in dem inzwischen rechtskräftigen
Urteil vom Dezember ungewöhnlich scharf kritisiert: Die Angaben zu
dem Telefonat seien «entweder bewusst wahrheitswidrig oder einfach
ins Blaue hinein erfolgt».