Uni Gießen findet Belege für Medikamentenversuche in Nachkriegzeit

Gießen (dpa/lhe) - An der Universität Gießen hat es in der
Nachkriegszeit Tests mit nicht registrierten Medikamenten gegeben.
Bei eigenen Untersuchungen seien Belege dafür gefunden worden, «dass
Ärzte der Nervenklinik zwischen 1957 und 1963 tatsächlich noch nicht
registrierte Medikamente an Patienten getestet haben», teilte die
mittelhessische Hochschule am Mittwoch mit. Einwilligungserklärungen
dafür finden sich in den untersuchten Krankenakten nicht. «Damit
steht die Möglichkeit im Raum, dass die Medikamententests ohne Wissen
der Patienten durchgeführt wurden.»

Die Uni begann nach eigenen Angaben mit den Nachforschungen, nachdem
eine Pharmazeutin eine Forschungsarbeit zu Arzneimitteltests an
Heimkindern veröffentlicht hatte. Sie fand dabei Belege für
bundesweit etwa 50 Versuchsreihen mit verschiedenen Medikamenten und
Impfstoffen unterschiedlicher Hersteller.

Medizinhistoriker der Uni Gießen konnten laut der Mitteilung
feststellen, dass von 1957 bis 1963 mindestens 15 nicht registrierte
Präparate an Patienten erprobt wurden. «Alle Medikamente wurden nur
für Indikationen verabreicht, die im Zusammenhang mit der jeweiligen
Erkrankung standen». Demnach habe zumindest ein «potenzieller Nutzen»

für die Betroffenen bestanden. So genannte «nicht-therapeutische
Forschung» habe nicht nachgewiesen werden können.