Zahl der Organspender in Deutschland verharrt auf Tiefstand

Mehr als 10 000 Todkranke stehen auf der Warteliste, doch die
Hoffnung auf ein neues Organ ist gering. Denn allen Bemühungen zum
Trotz zeigt der Trend bei den Spendern nicht nach oben.

Frankfurt/Main (dpa) - Die Bereitschaft zur Organspende in
Deutschland ist weiter sehr gering. 857 Menschen haben 2016 nach
ihrem Tod Organe für schwer kranke Patienten gespendet, wie die
Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Donnerstag in
Frankfurt am Main berichtete. Das ist der tiefste Wert seit der
Jahrtausendwende. 2015 spendeten 877 Menschen Organe, im Jahr zuvor
waren es 864. Im Jahr 2012 lag die Zahl noch über 1000. Sie war nach
Bekanntwerden von Manipulationen bei der Organvergabe eingebrochen.

Die meisten Spender gab es den Angaben zufolge 2016 im Osten
Deutschlands, wo 14,2 Spender auf eine Million Bürger kamen. Der
Bundesschnitt betrug 10,4 Spender.

2016 wurden in Deutschland 2867 Organe gespendet, nach 2901 im
Vorjahr. Laut DSO warten mehr als 10 000 Menschen in Deutschland
dringend auf ein Spenderorgan. Die DSO beruft sich auf vorläufige
Zahlen, einzelne Nachmeldungen seien möglich.

Die Stiftung rief die Krankenhäuser auf, die Bemühungen zur
Steigerung der Spenderzahlen nach Kräften zu unterstützen.
Spendebereite Bürger sollten ihre Entscheidung in einem
Organspendeausweis und möglichst auch in ihrer Patientenverfügung
festhalten, erklärte DSO-Vorstand Axel Rahmel. Dies sei ein wichtiger
Schritt, damit der eigene Wille umgesetzt werde und gleichzeitig die
Angehörigen entlastet würden. Angesichts der im europäischen
Vergleich niedrigen Zahlen müsse die Organspende als
gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte mehr Transparenz
beispielsweise bei der Verteilung der Organe. «Mehr als 100 Millionen
Euro geben die Krankenkassen seit 2012 für Werbung zum Thema
Organspende aus. Das Geld verpufft ohne Wirkung. Wann endlich
erkennen die Akteure, dass so kein Vertrauen geschaffen werden
kann?», hieß es in einer Mitteilung von Donnerstag.