Schwere Grippewelle: Französische Kliniken sollen OPs verschieben

Die Grippe sorgt in Frankreich für ausgelastete Krankenhäuser. Droht

die Welle nach Deutschland überzugreifen?

Paris (dpa) - Eine schwere Grippewelle in Frankreich bringt manche
Krankenhäuser des Landes an ihre Kapazitätsgrenze.
Gesundheitsministerin Marisol Touraine forderte die Kliniken auf,
notfalls nicht dringende Operationen aufzuschieben, um genug Betten
für Grippepatienten zu haben. 142 von den 850 öffentlichen
Krankenhäusern des Landes hätten eine angespannte Lage gemeldet,
sagte Touraine am Mittwoch. «Es wird schwierig, Betten für alle zu
finden», erzählte ein Arzt eines Krankenhauses in Lyon dem Sender
Franceinfo.

Auch in Deutschland wurden bereits Tausende Grippefälle registriert.
Ob die Lage so schlimm wird, wie in Frankreich ist nach
Expertenmeinung ungewiss.

In den vier Wochen der Grippe-Epidemie sind nach offiziellen Angaben
schätzungsweise bislang 784 000 Menschen wegen Grippe-Symptomen beim
Hausarzt gewesen. Seit 1. November wurden landesweit 627 Patienten
mit schweren Grippesymptomen auf der Intensivstation behandelt, 52
von ihnen starben. Wegen der großen Zahl an Krankheitsfällen werde
die Grippe-Bilanz in diesem Jahr wahrscheinlich schwer ausfallen,
sagte Touraine.

Die Grippewelle habe in diesem Jahr früh begonnen, erklärte
die Ministerin. Es handelt sich nach offiziellen Angaben vor allem um
Influenza-Viren des Subtyps A(H3N2), die besonders für alte Menschen
gefährlich sind. Die Behörden erwarten, dass der Scheitelpunkt der
Epidemie in Kürze überschritten wird.

Auch in Deutschland beobachtete das Robert Koch-Institut (RKI) einen
relativ frühen Beginn der Grippewelle - womöglich habe sie in
Frankreich noch eher begonnen, sagte die RKI-Grippe-Expertin Silke
Buda. Dadurch sei in Frankreich eine stärkere Überlagerung der
Grippewelle mit der Aktivitätsphase anderer Viren denkbar, die
ebenfalls Atemwegserkrankungen hervorrufen.

Hierzulande gab es laut RKI ebenfalls bereits mehrere Ausbrüche und
Todesfälle in Krankenhäusern, vorrangig betroffenen waren Menschen
von deutlich über 60 Jahren. «Es kann sein, dass sich die Situation
auch bei uns in den Krankenhäusern noch verschärft», sagte Buda. Auch

ein Überschwappen der Grippewelle von Frankreich nach Deutschland sei
vorstellbar, müsse aber nicht geschehen.

Nach Daten des Wochenberichts der Arbeitsgemeinschaft Influenza sind
in Deutschland in diesem Winter bisher rund 6700 bestätigte
Grippefälle gemeldet worden, davon rund 2000 in der ersten
Januarwoche. Knapp ein Drittel der Betroffenen musste ins
Krankenhaus. Tatsächlich dürften noch mehr Menschen mit Grippe im
Bett liegen - längst nicht jeder Grippefall wird im Labor bestätigt
und gemeldet.