Bremer Senatorin Quante-Brandt tanzt auf zwei Hochzeiten Von Vera Jansen, dpa

Bremens Gesundheits- und Wissenschaftssenatorin Quante-Brandt ist
seit mehr als 30 Jahren politisch aktiv. Doch an vorderster Front
stand sie bislang nicht. Das ändert sich in diesem Jahr.

Bremen (dpa) - Der Ressortzuschnitt der Bremer Landesregierung macht
es möglich: Die Sozialdemokratin Eva Quante-Brandt ist zugleich
Gesundheits- und Wissenschaftssenatorin. Nun hat die 56-Jährige in
diesem Jahr in beiden Politikfeldern den Vorsitz der
Bund-Länder-Treffen. «Natürlich ist das ein Spagat, den Vorsitz in
gleich zwei überregionalen Gremien innezuhaben und die Politik von
Bund und Ländern zu koordinieren», sagt Quante-Brandt. Ihre Aufgaben
in Bremen würden wohl ein wenig zurückstehen müssen. «Ich werde vie
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unterwegs sein, etwas häufiger in Berlin.»

In der Kombination der Ressorts Gesundheit und Wissenschaft - gibt es
neben Bremen nur noch in Schleswig-Holstein - sieht Quante-Brandt in
mehreren Fachbereichen Synergien. Als Beispiele nannte sie die
Psychiatrie- und Medizinerausbildung, die Weiterentwicklung von
Medizintechnik. Sie sieht das als Herausforderung. «Dieses
Zusammendenken beider Bereiche bringt ganz unterschiedliche Menschen
zusammen. Und das ist ein Punkt, den ich für politisches Arbeiten und
politische Gestaltungsprozesse als ganz wichtig erachte. Menschen
werden zusammengeführt, die dann auch die nächsten Schritte gemeinsam
machen.»

Die Politik war Quante-Brandt quasi in die Wiege gelegt. «Ich habe
eigentlich ganz früh Politik gemacht, war immer Klassensprecherin,
Schulsprecherin und im Schwimmverein die Sprecherin der Schwimmer und
Schwimmerinnen.» Sie habe immer eine Funktion im Kontext von
Interessenvertretung wahrgenommen. «Das gehört zu meiner
Persönlichkeit.» Sie wolle vermitteln, Schnittstellen suchen und
erarbeiten. Dazu gehöre aber auch «entscheiden und Lösungen
durchsetzen», betonte sie.

Ihre erste offizielle politische Funktion begann im Sommer 2011 in
Berlin als Bevollmächtigte der Freien Hansestadt Bremen beim Bund und
für Europa. Im Dezember 2012 holte Alt-Bürgermeister Jens Böhrnsen
(SPD) die Professorin als Nachfolgerin von Senatorin Renate
Jürgens-Pieper in sein Kabinett.

Regierungschef Carsten Sieling (SPD) lobt seine Parteigenossin: «Sie
ist eine engagierte und starke Senatorin und verfügt über vielseitige
Fachkenntnis und politische Erfahrung.» Die Entscheidung, die
Wissenschafts- und Gesundheitspolitik in Bremen mit einer Hand zu
steuern, war von der Überzeugung geleitet, dass diese Kombination
weitere wichtige Zukunftsperspektiven für Forschung und Wissenschaft
eröffnet. «Möglich wurde diese Kombination aber erst dadurch, dass
wir mit Eva Quante-Brandt dafür in Bremen auch eine hervorragend
geeignete Politikerin haben», sagt Sieling. Es sei ein Glücksfall,
dass gerade ihr der parallele Vorsitz zufalle. «Ich bin sicher, sie
wird diese große Aufgabe eindrucksvoll meistern.»

Schwerpunktthema der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) 2017 ist nach
Angaben Quante-Brandts die patientenorientierte medizinische
Versorgung älterer Menschen. «Mein besonderes Anliegen ist dabei die
Qualifikation», sagt sie. Die Neuausrichtung der Fachberufe im
Gesundheitswesen stehe dabei ganz oben auf der Agenda. «Das Thema
Gesundheit berührt alle Menschen.» Die erste GMK-Sitzung ist am 21.
und 22. Juni in Bremen.

Mit der Wissenschaft dagegen hätten viele Menschen weniger
unmittelbar zu tun, sagt Quante-Brandt. Doch neue wissenschaftliche
Erkenntnisse, Innovationen und technischer wie sozialer Fortschritt
seien eng miteinander verwoben. Die Hochschullandschaft in
Deutschland und auch in Bremen sei als Standortfaktor wichtig.

In der gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) gehe es besonders um
Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung, sagt Quante-Brandt.
«Das ist auch mein persönlicher Schwerpunkt. Wir brauchen Programme,
um noch mehr Frauen für die Wissenschaft zu begeistern.» Beschlossen
werden solle von dem Gremium die Fortführung des 2007 gestarteten
Professorinnenprogramms von Bund und Ländern. Die erste Sitzung in
Berlin ist am 6. und 7. April.

Die gebürtige Bremerin trat 1984 in die SPD ein. Sie hat Pädagogik,
Germanistik und Sport auf Lehramt studiert. Seit 2003 ist sie
Professorin. Quante Brandt war Geschäftsführerin der Bremer
Arbeitslosen-Selbsthilfe, wurde 1995 wissenschaftliche Mitarbeiterin
an der Universität Bremen und war Vorsitzende der Bremer Sportjugend.
Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.