Immer höhere Zusatzzahlungen der Bürger für Zahnersatz

Berlin (dpa) - Bürger müssen für Zahnersatz immer tiefer in die
Tasche greifen. Wie das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage der
Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann mitteilte, gaben private
Haushalte 2005 für Zahnersatz (Material- und Laborkosten) rund 2,62
Milliarden Euro zusätzlich aus. 2010 seien es 3,02 Milliarden Euro
gewesen und 2014 (aktuellste verfügbare Angabe) 3,14 Milliarden Euro,
heißt es in der Antwort der Regierung, die der Deutschen
Presse-Agentur vorliegt.

Aus der Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes zur
Haushaltsbefragung «Leben in Europa» geht zudem hervor, dass knapp
die Hälfte (48,3 Prozent) derjenigen, die 2014 auf einen notwendigen
Zahnarztbesuch verzichteten, dies aus finanziellen Gründen taten.

Für 43,6 Prozent der Befragten spielten laut Statistik andere Gründe
eine Rolle, nicht zum Zahnarzt zu gehen - zu lange Wartezeiten, zu
weite Wege, Angst vor der Behandlung, Abwarten, dass sich die
Beschwerden von selbst bessern, oder fehlende Kenntnis über einen
guten Zahnarzt. Acht Prozent gaben demnach terminliche Gründe an.

Zimmermann, stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion,
erklärt dazu: «Es ist skandalös, dass Menschen notwendige
Behandlungen aus Angst vor hohen Kosten nicht durchführen lassen.»
Hohe Eigenanteile beim Zahnersatz sorgten auch dafür, dass man
einkommensschwache Menschen am Zustand ihrer Zähne erkenne. «Für
eines der reichsten Länder der Erde ist dies ein beschämender
Zustand.»

Zimmermann forderte, dass Zuzahlungen «abgeschafft werden, auch im
Bereich der Zahnmedizin». Medizinisch notwendiger Zahnersatz in guter
Qualität müsse kostenfrei sein. Dabei gehe es nicht nur um Ästhetik.

Schlechte Mundgesundheit könne auch andere Krankheiten wie Diabetes,
Herzerkrankungen und Schlaganfälle verursachen.